KAPITEL 1.8
Energie tanken für Introvertierte (mit gezielter „me time“)
Kennst du das, wenn du dich nach einem Meeting auf der Arbeit vollkommen ausgelaugt fühlst? Wenn du bei einem Gespräch einfach nicht mehr zuhören kannst? Oder wenn du beim Einkaufen/der Shoppingtour/dem Clubbesuch von gefühlt Hunderten von Leuten umgeben bist, die dir immer mehr deiner Energie entziehen?
Willkommen im Club der Introvertierten! Für uns ist es ganz normal, dass wir durch viele äußere Eindrücke Energie verlieren und nach einiger Zeit wieder Energie tanken müssen. Du bist damit nicht allein. Es gibt eine Menge Menschen, denen es genauso geht – mich eingeschlossen. Wenn mein Energielevel in den Keller sinkt, werde ich müde, nervös, ungeduldig, kann mich schlechter konzentrieren und fühle mich einfach total ausgelaugt. Oft reicht schon eine einzige solcher Situationen, um mich für den ganzen restlichen Tag regelrecht auszuknocken. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Was können wir dagegen tun? Natürlich ist es nicht immer möglich, Smalltalk, einer Präsentation oder einem Business-Meeting aus dem Weg zu gehen und das soll auch gar nicht unser Ziel sein. Stattdessen können wir unsere Energiegeber nutzen und damit vor, während oder nach solchen Situationen Energie tanken. Auf diese Weise werfen uns solche Situationen nicht mehr so leicht aus der Bahn.
Wie solche Strategien aussehen können, was me time damit zu tun hat und wie du die für dich passenden Strategien findest, erfährst du in diesem Kapitel.
Eine Frage der Energie: Der Unterschied zwischen Introvertierten und Extrovertierten
Einer der größten Unterschiede zwischen Introvertierten und Extrovertierten liegt in der Art, wie sie Energie tanken.
Wenn Introvertierte mit anderen Menschen (vor allem mit größeren Gruppen) zusammen sind, müssen sie einen Teil ihrer eigenen Energie dafür investieren. Ihr innerer Akku entlädt sich durch die soziale Interaktion. Er muss hinterher – durch z. B. ruhige Aktivitäten oder das Alleinsein (me time) – wieder aufgeladen werden. Extrovertierte dagegen können Energie aus dem Austausch mit ihren Mitmenschen und der Welt um sich herum ziehen.
In den Köpfen von Introvertierten geht auch ohne äußere Ereignisse schon eine Menge vor. Wenn dann zu dem ohnehin schon intensiven inneren Erleben noch verstärkt äußere Reize dazukommen (wie z. B. bei Gesprächen mit vielen Menschen), kann es schnell passieren, dass es ihnen zu viel wird. Sie brauchen dann erst einmal eine gewisse Ruhezeit, um all diese Eindrücke zu verarbeiten¹ – sprich: sie müssen sich gezielte me time nehmen und Energie tanken.
Sicherheit vs. Risiko – die Unterschiede in den Köpfen von Introvertierten und Extrovertierten
Aber nicht nur durch den Kontakt zu vielen Menschen verlieren Introvertierte ihre Energie. Auch das generelle Herauswagen aus der eigenen Komfortzone gehört dazu. Denn wenn wir uns dazu überwinden, etwas anders zu machen als sonst, wissen wir nicht, was passieren wird. Das Gehirn muss auf etwas Unerwartetes reagieren. Und das kostet Energie.
Introvertierte versuchen, Risiken weitestgehend auszuschließen und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Bei einem Schritt aus der Komfortzone gehen wir allerdings hinein ins Ungewisse und müssen damit ein stückweit unsere Sicherheit aufgeben. Das bedeutet für Introvertierte Stress und Energieverlust. Sogar noch mehr als für Extrovertierte.
Warum? Extrovertierte nehmen Risiken und Konflikte eher in Kauf, wenn die Aussicht auf Erfolg besteht. Sicherheit ist für sie dabei nicht ganz so wichtig. Und oft verleiht ihnen der Sprung ins Ungewisse sogar noch zusätzliche Energie.
Manchmal ist es notwendig, aus der eigenen Komfortzone zu gehen – für den Beruf, die sozialen Kontakte oder die Persönlichkeitsentwicklung. Wichtig ist dabei nur, dass wir uns der Auswirkungen bewusst sind. Damit wir uns dann zwischendurch oder hinterher etwas me time gönnen können, in der wir neue Energie tanken.
Me time ist nicht gleich me time
Nun könnte man davon ausgehen, dass Introvertierte fürs Energietanken in solchen Fällen einfach nur genügend me time brauchen – Zeit, in der sie alleine sind. Doch nur das reicht noch nicht aus, um effektiv Energie zu tanken. Auch die Qualität dieser me time ist ein wichtiger Faktor.
Ich kann mir zwei Stunden Zeit für mich allein nehmen und diese zum Beispiel damit verbringen, mich durch Social Media zu scrollen, fernzusehen oder zu arbeiten. Ich werde mich nach diesen zwei Stunden nicht wirklich erholt fühlen, auch wenn ich die ganze Zeit über alleine war.
Wenn ich diese zwei Stunden aber dafür nutze, ein gutes Buch zu lesen, selbst etwas zu schreiben, zu zeichnen, Musik zu hören oder einfach nur meinen Gedanken nachzuhängen – dann kann ich damit effektiv Energie tanken.
Jeder Introvertierte hat andere Quellen zum Energie tanken
In Sachen Energiequellen gibt es natürlich von Introvertiertem zu Introvertiertem große Unterschiede. Das, was mir Energie gibt, kann für dich total langweilig sein. Deshalb ist es so wichtig, deine persönlichen Energiegeber zu finden. Wenn du diese nämlich kennst, kannst du sie im Alltag für dich nutzen und schon vor herausfordernden Situationen genug Energie tanken. Damit kannst du dich in sozialen Situationen (z. B. bei einem Business Meeting mit Kollegen oder bei Treffen mit Freunden) viel konzentrierter und energiegeladener fühlen.
Me time effektiv nutzen: 8,5 Tipps für Introvertierte
1. Tagebuch schreiben
Me time mit Tauchgang in die eigene Innenwelt: Mit einem Tagebuch können wir unsere Gedanken und Gefühle sortieren, Erlebnisse reflektieren und alles herunterschreiben, was uns im Kopf herumschwirrt.
Einmal pro Woche schreibe ich mir in Stichpunkten auf, was ich in den letzten Tagen gemacht habe, wie es in meiner Gefühlswelt aussieht, was für Gedanken mir zur Zeit so durch den Kopf gehen und welche Themen und Fragen mir gerade wichtig sind. So behalte ich meine Innenwelt immer im Blick und verliere auch kleine Erfolge nicht aus den Augen. Wenn ich dann durch die älteren Einträge blättere, gibt es mir immer einen Energie- und Motivationsschub, weil ich sehe, wie viel ich schon erreicht habe.
Mehr über das Tagebuchschreiben (mit 4 Varianten und Tipps dazu) habe ich dir übrigens in diesem Artikel aufgelistet.
Auch das Schreiben von Geschichten ist für mich ein ultimativer Energiegeber, weil ich auf diese Weise meine Gefühle ausdrücken und verarbeiten kann.
2. Meditieren
Egal ob wir uns auf den Atem fokussieren, unseren eigenen Körper achtsam wahrnehmen oder uns mit einer geführten Meditation in einen entspannten Zustand versetzen: Wir fokussieren uns auf unser Innenleben und schalten die Außenwelt für eine kurze Zeit aus. Das wirkt Wunder, wenn unser Energielevel zu weit gesunken ist.
Das ist übrigens auch an einem stressigen Tag zwischendurch sehr gut einsetzbar: Selbst wenn ich nur eine Minute die Augen schließe und meinen Atem beobachte, gibt mir das eine Menge Energie zurück. Diese kurze me time zwischendurch gehört zu meinen liebsten Tools zum Energie tanken.
3. Spazierengehen oder andere ruhigere Bewegungen (Yoga, Tai Chi, tanzen, usw.)
Wenn wir unseren Körper in Bewegung bringen, hilft uns das dabei, Stresshormone schneller abzubauen. Manche Introvertierte schwören auf einen Spaziergang, andere brauchen etwas mehr Bewegung und machen eine Runde Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Auch ein paar Dehnübungen am Arbeitsplatz können uns beim Energie tanken helfen.
4. Deine inneren und äußeren Kraftorte
Noch mehr me time: Hast du einen bestimmten Ort, an den du gehen kannst und sofort neue Energie bekommst? Welcher Ort kommt dir da als erstes in den Sinn? Vielleicht ist es der Wald, das Meer, ein Park oder auch einfach nur dein Sofa oder dein Bett. Welcher Ort auch immer es ist, du kannst ihn nutzen, um deine Akkus gezielt wieder aufzuladen – übrigens auch gedanklich, wenn du nicht direkt physisch an diesen Ort kommst.
5. Musikhören
Kopfhörer auf, Musik an, Welt aus. Manchmal sind Introvertierte trotz me time so in ihrem eigenen Gedankenkarussell gefangen, dass sie einfach nicht abschalten können. Musik ist da ein wundervolles Werkzeug, um sich einfach von den Klängen und dem Text mitnehmen zu lassen und die eigenen Gedanken zu übertönen.
Und ich bin mir sicher, du hast es selbst schon einmal erlebt, dass ein bestimmter Song dich von jetzt auf gleich in eine andere Stimmung versetzt hat. Du kannst neue Energie tanken und den Stress des Alltags loslassen – perfekt, oder?
Kopfhörer und Musik sind auch meine Rettungsanker in lauter Arbeitsumgebung (z. B. im Großraumbüro). Musik mit Text lenkt mich zwar vom Arbeiten ab, aber es gibt ja z. B. auch wunderbare Filmmusik oder Naturgeräusche. Mit deren Hilfe kannst du deine laute Umgebung sanft ausschalten und wieder entspannt und fokussiert arbeiten – ohne Energie zu verlieren.
6. Lesen
Das ist wohl der Klassiker, um me time zu nutzen: Bücher sind bei Introvertierten sehr beliebt, um Energie zu tanken – bei mir übrigens auch. Ich liebe es, auf diese Weise gedanklich in eine andere Welt abzutauchen. Auch mit einem spannenden Hörbuch funktioniert das perfekt.
7. Ein Bad nehmen
Noch eine tolle Möglichkeit: Das heiße Wasser entspannt die Muskeln, wir können mit einem gut duftenden Badezusatz und Kerzenlicht unsere Stimmung beeinflussen und ganz entspannt unseren eigenen Gedanken nachhängen.
8. Künstlerische Aktivitäten (zeichnen, malen, ein Instrument spielen, backen, nähen, usw.)
Kreative me time: Häufig haben Introvertierte großen Spaß daran, etwas Künstlerisches zu erschaffen und ihre Kreativität auszuleben. Da kommt es uns zugute, dass wir uns lange Zeit mit einer Sache beschäftigen können, ohne dass uns langweilig wird. Künstlerische Aktivitäten können uns dabei helfen, unsere Gedanken und Gefühle auf unsere ganz eigene Art auszudrücken und zu verarbeiten. Und da wir in diesem Prozess stark mit unserer Innenwelt verbunden sind (bewusst oder unbewusst), können wir damit wunderbar neue Energie tanken.
8,5. Computerspiele
Auch Computerspiele können Introvertierten beim Energie tanken helfen. Denn hier ist es ähnlich wie bei Büchern: Wir tauchen in eine andere Welt ein und können so den Stress abschalten. Da kommt es natürlich ganz auf das Spiel an. Finde eins, das dir wirklich Spaß macht und bei dem du die Zeit für eine Weile vergessen kannst. Es muss sich für dich gut anfühlen.
Übung: Deine persönlichen Energiegeber
Jetzt bist du dran! Mach dir eine Liste mit den Dingen, die dir Energie geben. Bei einigen Sachen weißt du vielleicht schon intuitiv, dass sie gut für dich sind, andere musst du möglicherweise erst noch ausprobieren. Achte darauf, wie du dich davor und danach fühlst und entscheide dann, ob du die Aktivität zu deinen Energiegebern zählen kannst oder nicht.
Mit so einer Liste bist du bestens gewappnet für alle Situationen, bei denen du besonders viel deiner Energie investieren musst.
Was dir Energie entzieht
Wenn es Aktivitäten gibt, die dich mit Energie versorgen, gibt es im Umkehrschluss auch solche, die dir Energie entziehen. Ich nenne sie „Energiefresser“. Auch hier ist es sinnvoll, dir eine Liste zu machen und zu überprüfen, wo dir diese Dinge im Alltag begegnen und wie du sie entweder vermeiden oder ihnen mit deinen Energiegebern entgegenwirken kannst.
Beispiele für Energiefresser
Telefonieren, bestimmte Personen (die dich runterziehen, respektlos behandeln, deine Grenzen nicht achten, usw.), Gespräche mit mehr als 4 Personen auf einmal, ein konstant hoher Geräuschpegel, Unordnung, Aufgaben unbeendet lassen, unvorbereitet sein, …
Übung: Deine persönlichen Energiefresser
Mache dir nun deine eigene Liste mit deinen persönlichen 5 Energiefressern! Was entzieht dir besonders viel Energie? Und wie kannst du dem entgegenwirken? (Zeichne dir eine Tabelle mit zwei Spalten auf und notiere dir für diese beiden als Überschrift: „Energiefresser“ und „Gegenstrategien“.)
Meine 4 besten Strategien für mehr Energie
Jetzt kommen wir dazu, Strategien zu entwickeln, mit denen du dein Energielevel im Alltag weniger angreifbar machen kannst. Ich stelle dir hier meine persönliche Liste von Strategien vor – das, was für mich gut funktioniert. Sie ist als Orientierung für dich gedacht und ich bin mir sicher, du kannst davon ausgehend auch deine eigenen Strategien ableiten.
An diese Punkte halte ich mich, wenn ich weiß, dass ich aus meiner Komfortzone herausgehen werde und ich so viel Energie wie möglich zur Verfügung haben will.
1. Aufgaben beenden
Unerledigte Arbeit lässt mich nicht los. Wenn ich das, woran ich gerade arbeite, nicht an dem Tag beenden kann, muss ich zumindest einen Punkt erreichen, an dem ich das Gefühl habe, etwas geschafft zu haben. Vielleicht geht es dir auch oft so und du merkst, wie dir diese unbeendete Arbeit Energie entzieht.
Falls es nicht möglich ist, ein Projekt wie oben genannt zu beenden, kannst du eine To-Do-Liste schreiben. Wenn du dir notierst, was du noch zu erledigen hast, muss sich dein Gehirn nicht mehr im Hintergrund damit beschäftigen. Du kannst also quasi einen Tab im Browser deines Gehirns schließen – was dir Energie einspart.
Tipp: Das funktioniert übrigens auch, wenn dich dein Gedankenkarussell am Einschlafen hindert. Schreibe alles auf, was dich gerade beschäftigt: Dinge, die du noch erledigen oder bedenken musst, Fragen, Ideen usw.
In den meisten Fällen schlafe ich dadurch viel schneller ein und schlafe auch qualitativ besser, sodass ich am nächsten Tag voller Energie durchstarten kann.
2. Einen Wenn-Dann-Plan erstellen
Introvertierte verbringen viel und gerne Zeit damit, nachzudenken. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden. Ich liebe es auch, in meine Gedankenwelten abzutauchen – das versorgt mich sogar mit neuer Energie. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass es auf der einen Seite Gedankengänge gibt, die uns Energie geben und auf der anderen Seite auch solche, die uns Energie nehmen. Zu Letzteren gehört zum Beispiel das unaufhörliche Grübeln darüber, was alles schief gehen könnte. Sehr wahrscheinlich machen wir uns dabei Sorgen über etwas, das niemals eintreten wird.
Mir ist klar, dass wir uns durch dieses Grübeln auch auf den Worst Case vorbereiten – was wiederum positiv und wichtig ist. Deshalb nutzen wir das in dieser Übung auch ganz bewusst, aber zielführender als stundenlanges Schwarzmalen.
Wenn etwas Wichtiges ansteht, frage dich: Was könnte mich am Erreichen meines Ziels hindern? Im nächsten Schritt erstellst du dir daraus einen Wenn-Dann-Plan.
Beispiel: Ich muss übermorgen auf der Arbeit eine Präsentation halten und Fragen von meinen Kollegen beantworten.
Worst Case: Es könnte jemand eine Frage stellen, auf die ich keine Antwort weiß.
Wenn-Dann-Plan: Wenn das passiert, dann sage ich: „Das ist eine sehr interessante Frage, in diese Richtung habe ich noch gar nicht gedacht. Ich mache mir nachher in Ruhe Gedanken dazu und melde mich dann noch mal per E-Mail bei dir.“
Zu wissen, was im Ernstfall zu tun ist, verleiht uns Sicherheit. Und wenn wir es einmal ausführlich durchdacht haben, muss unser Gehirn sich nicht mehr ständig mit dem Sorgenmachen belasten – und kann die Energie für andere Dinge nutzen.
3. Akku vorher aufladen
Meistens wissen wir schon vorher, wann solche kräftezehrenden Situationen auf uns zukommen und können vorausplanen. Das heißt, wir können uns im Vorfeld die Zeit für Aktivitäten nehmen, die uns Energie geben. Hallo, me time! So sind wir dann mit voll aufgeladenem Akku gut dafür gerüstet. Nimm dir hierfür deine persönliche Liste mit Energiegebern zur Hand.
4. Stimmungsmacher
Kennst du das, wenn im Radio ein Lied gespielt wird, das dich sofort an eine tolle Zeit, an eine bestimmte Person oder ein Erlebnis erinnert und dich damit in eine gute Stimmung versetzt? Solche emotionalen Trigger kannst du auch ganz bewusst für dich einsetzen, wenn du Energie brauchst.
Nimm dir eine besonders positive Erinnerung z. B. von einem Erlebnis oder einem Ort, an dem du dich sofort wohlfühlst, einen Song, der dir gute Laune macht oder die Vorstellung von einem Ziel, das du unbedingt erreichen willst. Ganz egal was, Hauptsache du verbindest es mit starken Emotionen. Denke dir ein oder zwei Stichworte, einen kurzen, einprägsamen Satz oder ein Symbol dazu aus – etwas, das dich sofort an das positive Gefühl erinnert. Und schon hast du dein eigenes Mantra für deinen Energiekick zwischendurch.
Wenn dich dann das nächste Mal im Alltag etwas aus dem Gleichgewicht bringt, geh für einen Moment nach innen und verknüpfe dich mit diesem Bild, mit dieser Vorstellung. Du wirst sofort merken, wie du dadurch neue Energie tanken kannst.
Übung: Deine eigenen Energie-Strategien
Vielleicht gefällt dir der eine oder andere Punkt auf meiner Liste, vielleicht hast du beim Lesen aber auch schon eigene Ideen bekommen. Mache dir deine eigene Liste mit den Energie-Strategien, die für dich persönlich am effektivsten sind.
Mit dieser Liste weißt du dann genau, wie du im Alltag (z. B. mit gezielter me time) dein Energielevel oben halten kannst.
1 Vgl.: Olsen Laney, Marti: The Introvert Advantage: How Quiet People Can Thrive in an Extrovert World. New York: Workman Publishing Company, 2002
KAPITEL 1.8
Energie tanken für Introvertierte (mit gezielter „me time“)
Kennst du das, wenn du dich nach einem Meeting auf der Arbeit vollkommen ausgelaugt fühlst? Wenn du bei einem Gespräch einfach nicht mehr zuhören kannst? Oder wenn du beim Einkaufen/der Shoppingtour/dem Clubbesuch von gefühlt Hunderten von Leuten umgeben bist, die dir immer mehr deiner Energie entziehen?
Willkommen im Club der Introvertierten! Für uns ist es ganz normal, dass wir durch viele äußere Eindrücke Energie verlieren und nach einiger Zeit wieder Energie tanken müssen. Du bist damit nicht allein. Es gibt eine Menge Menschen, denen es genauso geht – mich eingeschlossen. Wenn mein Energielevel in den Keller sinkt, werde ich müde, nervös, ungeduldig, kann mich schlechter konzentrieren und fühle mich einfach total ausgelaugt. Oft reicht schon eine einzige solcher Situationen, um mich für den ganzen restlichen Tag regelrecht auszuknocken. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Was können wir dagegen tun? Natürlich ist es nicht immer möglich, Smalltalk, einer Präsentation oder einem Business-Meeting aus dem Weg zu gehen und das soll auch gar nicht unser Ziel sein. Stattdessen können wir unsere Energiegeber nutzen und damit vor, während oder nach solchen Situationen Energie tanken. Auf diese Weise werfen uns solche Situationen nicht mehr so leicht aus der Bahn.
Wie solche Strategien aussehen können, was me time damit zu tun hat und wie du die für dich passenden Strategien findest, erfährst du in diesem Kapitel.
Eine Frage der Energie: Der Unterschied zwischen Introvertierten und Extrovertierten
Einer der größten Unterschiede zwischen Introvertierten und Extrovertierten liegt in der Art, wie sie Energie tanken.
Wenn Introvertierte mit anderen Menschen (vor allem mit größeren Gruppen) zusammen sind, müssen sie einen Teil ihrer eigenen Energie dafür investieren. Ihr innerer Akku entlädt sich durch die soziale Interaktion. Er muss hinterher – durch z. B. ruhige Aktivitäten oder das Alleinsein (me time) – wieder aufgeladen werden. Extrovertierte dagegen können Energie aus dem Austausch mit ihren Mitmenschen und der Welt um sich herum ziehen.
In den Köpfen von Introvertierten geht auch ohne äußere Ereignisse schon eine Menge vor. Wenn dann zu dem ohnehin schon intensiven inneren Erleben noch verstärkt äußere Reize dazukommen (wie z. B. bei Gesprächen mit vielen Menschen), kann es schnell passieren, dass es ihnen zu viel wird. Sie brauchen dann erst einmal eine gewisse Ruhezeit, um all diese Eindrücke zu verarbeiten¹ – sprich: sie müssen sich gezielte me time nehmen und Energie tanken.
Sicherheit vs. Risiko – die Unterschiede in den Köpfen von Introvertierten und Extrovertierten
Aber nicht nur durch den Kontakt zu vielen Menschen verlieren Introvertierte ihre Energie. Auch das generelle Herauswagen aus der eigenen Komfortzone gehört dazu. Denn wenn wir uns dazu überwinden, etwas anders zu machen als sonst, wissen wir nicht, was passieren wird. Das Gehirn muss auf etwas Unerwartetes reagieren. Und das kostet Energie.
Introvertierte versuchen, Risiken weitestgehend auszuschließen und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Bei einem Schritt aus der Komfortzone gehen wir allerdings hinein ins Ungewisse und müssen damit ein stückweit unsere Sicherheit aufgeben. Das bedeutet für Introvertierte Stress und Energieverlust. Sogar noch mehr als für Extrovertierte.
Warum? Extrovertierte nehmen Risiken und Konflikte eher in Kauf, wenn die Aussicht auf Erfolg besteht. Sicherheit ist für sie dabei nicht ganz so wichtig. Und oft verleiht ihnen der Sprung ins Ungewisse sogar noch zusätzliche Energie.
Manchmal ist es notwendig, aus der eigenen Komfortzone zu gehen – für den Beruf, die sozialen Kontakte oder die Persönlichkeitsentwicklung. Wichtig ist dabei nur, dass wir uns der Auswirkungen bewusst sind. Damit wir uns dann zwischendurch oder hinterher etwas me time gönnen können, in der wir neue Energie tanken.
Me time ist nicht gleich me time
Nun könnte man davon ausgehen, dass Introvertierte fürs Energietanken in solchen Fällen einfach nur genügend me time brauchen – Zeit, in der sie alleine sind. Doch nur das reicht noch nicht aus, um effektiv Energie zu tanken. Auch die Qualität dieser me time ist ein wichtiger Faktor.
Ich kann mir zwei Stunden Zeit für mich allein nehmen und diese zum Beispiel damit verbringen, mich durch Social Media zu scrollen, fernzusehen oder zu arbeiten. Ich werde mich nach diesen zwei Stunden nicht wirklich erholt fühlen, auch wenn ich die ganze Zeit über alleine war.
Wenn ich diese zwei Stunden aber dafür nutze, ein gutes Buch zu lesen, selbst etwas zu schreiben, zu zeichnen, Musik zu hören oder einfach nur meinen Gedanken nachzuhängen – dann kann ich damit effektiv Energie tanken.
Jeder Introvertierte hat andere Quellen zum Energie tanken
In Sachen Energiequellen gibt es natürlich von Introvertiertem zu Introvertiertem große Unterschiede. Das, was mir Energie gibt, kann für dich total langweilig sein. Deshalb ist es so wichtig, deine persönlichen Energiegeber zu finden. Wenn du diese nämlich kennst, kannst du sie im Alltag für dich nutzen und schon vor herausfordernden Situationen genug Energie tanken. Damit kannst du dich in sozialen Situationen (z. B. bei einem Business Meeting mit Kollegen oder bei Treffen mit Freunden) viel konzentrierter und energiegeladener fühlen.
Me time effektiv nutzen: 8,5 Tipps für Introvertierte
1. Tagebuch schreiben
Me time mit Tauchgang in die eigene Innenwelt: Mit einem Tagebuch können wir unsere Gedanken und Gefühle sortieren, Erlebnisse reflektieren und alles herunterschreiben, was uns im Kopf herumschwirrt.
Einmal pro Woche schreibe ich mir in Stichpunkten auf, was ich in den letzten Tagen gemacht habe, wie es in meiner Gefühlswelt aussieht, was für Gedanken mir zur Zeit so durch den Kopf gehen und welche Themen und Fragen mir gerade wichtig sind. So behalte ich meine Innenwelt immer im Blick und verliere auch kleine Erfolge nicht aus den Augen. Wenn ich dann durch die älteren Einträge blättere, gibt es mir immer einen Energie- und Motivationsschub, weil ich sehe, wie viel ich schon erreicht habe.
Mehr über das Tagebuchschreiben (mit 4 Varianten und Tipps dazu) habe ich dir übrigens in diesem Artikel aufgelistet.
Auch das Schreiben von Geschichten ist für mich ein ultimativer Energiegeber, weil ich auf diese Weise meine Gefühle ausdrücken und verarbeiten kann.
2. Meditieren
Egal ob wir uns auf den Atem fokussieren, unseren eigenen Körper achtsam wahrnehmen oder uns mit einer geführten Meditation in einen entspannten Zustand versetzen: Wir fokussieren uns auf unser Innenleben und schalten die Außenwelt für eine kurze Zeit aus. Das wirkt Wunder, wenn unser Energielevel zu weit gesunken ist.
Das ist übrigens auch an einem stressigen Tag zwischendurch sehr gut einsetzbar: Selbst wenn ich nur eine Minute die Augen schließe und meinen Atem beobachte, gibt mir das eine Menge Energie zurück. Diese kurze me time zwischendurch gehört zu meinen liebsten Tools zum Energie tanken.
3. Spazierengehen oder andere ruhigere Bewegungen (Yoga, Tai Chi, tanzen, usw.)
Wenn wir unseren Körper in Bewegung bringen, hilft uns das dabei, Stresshormone schneller abzubauen. Manche Introvertierte schwören auf einen Spaziergang, andere brauchen etwas mehr Bewegung und machen eine Runde Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Auch ein paar Dehnübungen am Arbeitsplatz können uns beim Energie tanken helfen.
4. Deine inneren und äußeren Kraftorte
Noch mehr me time: Hast du einen bestimmten Ort, an den du gehen kannst und sofort neue Energie bekommst? Welcher Ort kommt dir da als erstes in den Sinn? Vielleicht ist es der Wald, das Meer, ein Park oder auch einfach nur dein Sofa oder dein Bett. Welcher Ort auch immer es ist, du kannst ihn nutzen, um deine Akkus gezielt wieder aufzuladen – übrigens auch gedanklich, wenn du nicht direkt physisch an diesen Ort kommst.
5. Musikhören
Kopfhörer auf, Musik an, Welt aus. Manchmal sind Introvertierte trotz me time so in ihrem eigenen Gedankenkarussell gefangen, dass sie einfach nicht abschalten können. Musik ist da ein wundervolles Werkzeug, um sich einfach von den Klängen und dem Text mitnehmen zu lassen und die eigenen Gedanken zu übertönen.
Und ich bin mir sicher, du hast es selbst schon einmal erlebt, dass ein bestimmter Song dich von jetzt auf gleich in eine andere Stimmung versetzt hat. Du kannst neue Energie tanken und den Stress des Alltags loslassen – perfekt, oder?
Kopfhörer und Musik sind auch meine Rettungsanker in lauter Arbeitsumgebung (z. B. im Großraumbüro). Musik mit Text lenkt mich zwar vom Arbeiten ab, aber es gibt ja z. B. auch wunderbare Filmmusik oder Naturgeräusche. Mit deren Hilfe kannst du deine laute Umgebung sanft ausschalten und wieder entspannt und fokussiert arbeiten – ohne Energie zu verlieren.
6. Lesen
Das ist wohl der Klassiker, um me time zu nutzen: Bücher sind bei Introvertierten sehr beliebt, um Energie zu tanken – bei mir übrigens auch. Ich liebe es, auf diese Weise gedanklich in eine andere Welt abzutauchen. Auch mit einem spannenden Hörbuch funktioniert das perfekt.
7. Ein Bad nehmen
Noch eine tolle Möglichkeit: Das heiße Wasser entspannt die Muskeln, wir können mit einem gut duftenden Badezusatz und Kerzenlicht unsere Stimmung beeinflussen und ganz entspannt unseren eigenen Gedanken nachhängen.
8. Künstlerische Aktivitäten (zeichnen, malen, ein Instrument spielen, backen, nähen, usw.)
Kreative me time: Häufig haben Introvertierte großen Spaß daran, etwas Künstlerisches zu erschaffen und ihre Kreativität auszuleben. Da kommt es uns zugute, dass wir uns lange Zeit mit einer Sache beschäftigen können, ohne dass uns langweilig wird. Künstlerische Aktivitäten können uns dabei helfen, unsere Gedanken und Gefühle auf unsere ganz eigene Art auszudrücken und zu verarbeiten. Und da wir in diesem Prozess stark mit unserer Innenwelt verbunden sind (bewusst oder unbewusst), können wir damit wunderbar neue Energie tanken.
8,5. Computerspiele
Auch Computerspiele können Introvertierten beim Energie tanken helfen. Denn hier ist es ähnlich wie bei Büchern: Wir tauchen in eine andere Welt ein und können so den Stress abschalten. Da kommt es natürlich ganz auf das Spiel an. Finde eins, das dir wirklich Spaß macht und bei dem du die Zeit für eine Weile vergessen kannst. Es muss sich für dich gut anfühlen.
Übung: Deine persönlichen Energiegeber
Jetzt bist du dran! Mach dir eine Liste mit den Dingen, die dir Energie geben. Bei einigen Sachen weißt du vielleicht schon intuitiv, dass sie gut für dich sind, andere musst du möglicherweise erst noch ausprobieren. Achte darauf, wie du dich davor und danach fühlst und entscheide dann, ob du die Aktivität zu deinen Energiegebern zählen kannst oder nicht.
Mit so einer Liste bist du bestens gewappnet für alle Situationen, bei denen du besonders viel deiner Energie investieren musst.
Was dir Energie entzieht
Wenn es Aktivitäten gibt, die dich mit Energie versorgen, gibt es im Umkehrschluss auch solche, die dir Energie entziehen. Ich nenne sie „Energiefresser“. Auch hier ist es sinnvoll, dir eine Liste zu machen und zu überprüfen, wo dir diese Dinge im Alltag begegnen und wie du sie entweder vermeiden oder ihnen mit deinen Energiegebern entgegenwirken kannst.
Beispiele für Energiefresser
Telefonieren, bestimmte Personen (die dich runterziehen, respektlos behandeln, deine Grenzen nicht achten, usw.), Gespräche mit mehr als 4 Personen auf einmal, ein konstant hoher Geräuschpegel, Unordnung, Aufgaben unbeendet lassen, unvorbereitet sein, …
Übung: Deine persönlichen Energiefresser
Mache dir nun deine eigene Liste mit deinen persönlichen 5 Energiefressern! Was entzieht dir besonders viel Energie? Und wie kannst du dem entgegenwirken? (Zeichne dir eine Tabelle mit zwei Spalten auf und notiere dir für diese beiden als Überschrift: „Energiefresser“ und „Gegenstrategien“.)
Meine 4 besten Strategien für mehr Energie
Jetzt kommen wir dazu, Strategien zu entwickeln, mit denen du dein Energielevel im Alltag weniger angreifbar machen kannst. Ich stelle dir hier meine persönliche Liste von Strategien vor – das, was für mich gut funktioniert. Sie ist als Orientierung für dich gedacht und ich bin mir sicher, du kannst davon ausgehend auch deine eigenen Strategien ableiten.
An diese Punkte halte ich mich, wenn ich weiß, dass ich aus meiner Komfortzone herausgehen werde und ich so viel Energie wie möglich zur Verfügung haben will.
1. Aufgaben beenden
Unerledigte Arbeit lässt mich nicht los. Wenn ich das, woran ich gerade arbeite, nicht an dem Tag beenden kann, muss ich zumindest einen Punkt erreichen, an dem ich das Gefühl habe, etwas geschafft zu haben. Vielleicht geht es dir auch oft so und du merkst, wie dir diese unbeendete Arbeit Energie entzieht.
Falls es nicht möglich ist, ein Projekt wie oben genannt zu beenden, kannst du eine To-Do-Liste schreiben. Wenn du dir notierst, was du noch zu erledigen hast, muss sich dein Gehirn nicht mehr im Hintergrund damit beschäftigen. Du kannst also quasi einen Tab im Browser deines Gehirns schließen – was dir Energie einspart.
Tipp: Das funktioniert übrigens auch, wenn dich dein Gedankenkarussell am Einschlafen hindert. Schreibe alles auf, was dich gerade beschäftigt: Dinge, die du noch erledigen oder bedenken musst, Fragen, Ideen usw.
In den meisten Fällen schlafe ich dadurch viel schneller ein und schlafe auch qualitativ besser, sodass ich am nächsten Tag voller Energie durchstarten kann.
2. Einen Wenn-Dann-Plan erstellen
Introvertierte verbringen viel und gerne Zeit damit, nachzudenken. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden. Ich liebe es auch, in meine Gedankenwelten abzutauchen – das versorgt mich sogar mit neuer Energie. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass es auf der einen Seite Gedankengänge gibt, die uns Energie geben und auf der anderen Seite auch solche, die uns Energie nehmen. Zu Letzteren gehört zum Beispiel das unaufhörliche Grübeln darüber, was alles schief gehen könnte. Sehr wahrscheinlich machen wir uns dabei Sorgen über etwas, das niemals eintreten wird.
Mir ist klar, dass wir uns durch dieses Grübeln auch auf den Worst Case vorbereiten – was wiederum positiv und wichtig ist. Deshalb nutzen wir das in dieser Übung auch ganz bewusst, aber zielführender als stundenlanges Schwarzmalen.
Wenn etwas Wichtiges ansteht, frage dich: Was könnte mich am Erreichen meines Ziels hindern? Im nächsten Schritt erstellst du dir daraus einen Wenn-Dann-Plan.
Beispiel: Ich muss übermorgen auf der Arbeit eine Präsentation halten und Fragen von meinen Kollegen beantworten.
Worst Case: Es könnte jemand eine Frage stellen, auf die ich keine Antwort weiß.
Wenn-Dann-Plan: Wenn das passiert, dann sage ich: „Das ist eine sehr interessante Frage, in diese Richtung habe ich noch gar nicht gedacht. Ich mache mir nachher in Ruhe Gedanken dazu und melde mich dann noch mal per E-Mail bei dir.“
Zu wissen, was im Ernstfall zu tun ist, verleiht uns Sicherheit. Und wenn wir es einmal ausführlich durchdacht haben, muss unser Gehirn sich nicht mehr ständig mit dem Sorgenmachen belasten – und kann die Energie für andere Dinge nutzen.
3. Akku vorher aufladen
Meistens wissen wir schon vorher, wann solche kräftezehrenden Situationen auf uns zukommen und können vorausplanen. Das heißt, wir können uns im Vorfeld die Zeit für Aktivitäten nehmen, die uns Energie geben. Hallo, me time! So sind wir dann mit voll aufgeladenem Akku gut dafür gerüstet. Nimm dir hierfür deine persönliche Liste mit Energiegebern zur Hand.
4. Stimmungsmacher
Kennst du das, wenn im Radio ein Lied gespielt wird, das dich sofort an eine tolle Zeit, an eine bestimmte Person oder ein Erlebnis erinnert und dich damit in eine gute Stimmung versetzt? Solche emotionalen Trigger kannst du auch ganz bewusst für dich einsetzen, wenn du Energie brauchst.
Nimm dir eine besonders positive Erinnerung z. B. von einem Erlebnis oder einem Ort, an dem du dich sofort wohlfühlst, einen Song, der dir gute Laune macht oder die Vorstellung von einem Ziel, das du unbedingt erreichen willst. Ganz egal was, Hauptsache du verbindest es mit starken Emotionen. Denke dir ein oder zwei Stichworte, einen kurzen, einprägsamen Satz oder ein Symbol dazu aus – etwas, das dich sofort an das positive Gefühl erinnert. Und schon hast du dein eigenes Mantra für deinen Energiekick zwischendurch.
Wenn dich dann das nächste Mal im Alltag etwas aus dem Gleichgewicht bringt, geh für einen Moment nach innen und verknüpfe dich mit diesem Bild, mit dieser Vorstellung. Du wirst sofort merken, wie du dadurch neue Energie tanken kannst.
Übung: Deine eigenen Energie-Strategien
Vielleicht gefällt dir der eine oder andere Punkt auf meiner Liste, vielleicht hast du beim Lesen aber auch schon eigene Ideen bekommen. Mache dir deine eigene Liste mit den Energie-Strategien, die für dich persönlich am effektivsten sind.
Mit dieser Liste weißt du dann genau, wie du im Alltag (z. B. mit gezielter me time) dein Energielevel oben halten kannst.
1 Vgl.: Olsen Laney, Marti: The Introvert Advantage: How Quiet People Can Thrive in an Extrovert World. New York: Workman Publishing Company, 2002
KAPITEL 1.8
Energie tanken für Introvertierte (mit gezielter „me time“)
Kennst du das, wenn du dich nach einem Meeting auf der Arbeit vollkommen ausgelaugt fühlst? Wenn du bei einem Gespräch einfach nicht mehr zuhören kannst? Oder wenn du beim Einkaufen/der Shoppingtour/dem Clubbesuch von gefühlt Hunderten von Leuten umgeben bist, die dir immer mehr deiner Energie entziehen?
Willkommen im Club der Introvertierten! Für uns ist es ganz normal, dass wir durch viele äußere Eindrücke Energie verlieren und nach einiger Zeit wieder Energie tanken müssen. Du bist damit nicht allein. Es gibt eine Menge Menschen, denen es genauso geht – mich eingeschlossen. Wenn mein Energielevel in den Keller sinkt, werde ich müde, nervös, ungeduldig, kann mich schlechter konzentrieren und fühle mich einfach total ausgelaugt. Oft reicht schon eine einzige solcher Situationen, um mich für den ganzen restlichen Tag regelrecht auszuknocken. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Was können wir dagegen tun? Natürlich ist es nicht immer möglich, Smalltalk, einer Präsentation oder einem Business-Meeting aus dem Weg zu gehen und das soll auch gar nicht unser Ziel sein. Stattdessen können wir unsere Energiegeber nutzen und damit vor, während oder nach solchen Situationen Energie tanken. Auf diese Weise werfen uns solche Situationen nicht mehr so leicht aus der Bahn.
Wie solche Strategien aussehen können, was me time damit zu tun hat und wie du die für dich passenden Strategien findest, erfährst du in diesem Kapitel.
Eine Frage der Energie: Der Unterschied zwischen Introvertierten und Extrovertierten
Einer der größten Unterschiede zwischen Introvertierten und Extrovertierten liegt in der Art, wie sie Energie tanken.
Wenn Introvertierte mit anderen Menschen (vor allem mit größeren Gruppen) zusammen sind, müssen sie einen Teil ihrer eigenen Energie dafür investieren. Ihr innerer Akku entlädt sich durch die soziale Interaktion. Er muss hinterher – durch z. B. ruhige Aktivitäten oder das Alleinsein (me time) – wieder aufgeladen werden. Extrovertierte dagegen können Energie aus dem Austausch mit ihren Mitmenschen und der Welt um sich herum ziehen.
In den Köpfen von Introvertierten geht auch ohne äußere Ereignisse schon eine Menge vor. Wenn dann zu dem ohnehin schon intensiven inneren Erleben noch verstärkt äußere Reize dazukommen (wie z. B. bei Gesprächen mit vielen Menschen), kann es schnell passieren, dass es ihnen zu viel wird. Sie brauchen dann erst einmal eine gewisse Ruhezeit, um all diese Eindrücke zu verarbeiten¹ – sprich: sie müssen sich gezielte me time nehmen und Energie tanken.
Sicherheit vs. Risiko – die Unterschiede in den Köpfen von Introvertierten und Extrovertierten
Aber nicht nur durch den Kontakt zu vielen Menschen verlieren Introvertierte ihre Energie. Auch das generelle Herauswagen aus der eigenen Komfortzone gehört dazu. Denn wenn wir uns dazu überwinden, etwas anders zu machen als sonst, wissen wir nicht, was passieren wird. Das Gehirn muss auf etwas Unerwartetes reagieren. Und das kostet Energie.
Introvertierte versuchen, Risiken weitestgehend auszuschließen und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Bei einem Schritt aus der Komfortzone gehen wir allerdings hinein ins Ungewisse und müssen damit ein stückweit unsere Sicherheit aufgeben. Das bedeutet für Introvertierte Stress und Energieverlust. Sogar noch mehr als für Extrovertierte.
Warum? Extrovertierte nehmen Risiken und Konflikte eher in Kauf, wenn die Aussicht auf Erfolg besteht. Sicherheit ist für sie dabei nicht ganz so wichtig. Und oft verleiht ihnen der Sprung ins Ungewisse sogar noch zusätzliche Energie.
Manchmal ist es notwendig, aus der eigenen Komfortzone zu gehen – für den Beruf, die sozialen Kontakte oder die Persönlichkeitsentwicklung. Wichtig ist dabei nur, dass wir uns der Auswirkungen bewusst sind. Damit wir uns dann zwischendurch oder hinterher etwas me time gönnen können, in der wir neue Energie tanken.
Me time ist nicht gleich me time
Nun könnte man davon ausgehen, dass Introvertierte fürs Energietanken in solchen Fällen einfach nur genügend me time brauchen – Zeit, in der sie alleine sind. Doch nur das reicht noch nicht aus, um effektiv Energie zu tanken. Auch die Qualität dieser me time ist ein wichtiger Faktor.
Ich kann mir zwei Stunden Zeit für mich allein nehmen und diese zum Beispiel damit verbringen, mich durch Social Media zu scrollen, fernzusehen oder zu arbeiten. Ich werde mich nach diesen zwei Stunden nicht wirklich erholt fühlen, auch wenn ich die ganze Zeit über alleine war.
Wenn ich diese zwei Stunden aber dafür nutze, ein gutes Buch zu lesen, selbst etwas zu schreiben, zu zeichnen, Musik zu hören oder einfach nur meinen Gedanken nachzuhängen – dann kann ich damit effektiv Energie tanken.
Jeder Introvertierte hat andere Quellen zum Energie tanken
In Sachen Energiequellen gibt es natürlich von Introvertiertem zu Introvertiertem große Unterschiede. Das, was mir Energie gibt, kann für dich total langweilig sein. Deshalb ist es so wichtig, deine persönlichen Energiegeber zu finden. Wenn du diese nämlich kennst, kannst du sie im Alltag für dich nutzen und schon vor herausfordernden Situationen genug Energie tanken. Damit kannst du dich in sozialen Situationen (z. B. bei einem Business Meeting mit Kollegen oder bei Treffen mit Freunden) viel konzentrierter und energiegeladener fühlen.
Me time effektiv nutzen: 8,5 Tipps für Introvertierte
1. Tagebuch schreiben
Me time mit Tauchgang in die eigene Innenwelt: Mit einem Tagebuch können wir unsere Gedanken und Gefühle sortieren, Erlebnisse reflektieren und alles herunterschreiben, was uns im Kopf herumschwirrt.
Einmal pro Woche schreibe ich mir in Stichpunkten auf, was ich in den letzten Tagen gemacht habe, wie es in meiner Gefühlswelt aussieht, was für Gedanken mir zur Zeit so durch den Kopf gehen und welche Themen und Fragen mir gerade wichtig sind. So behalte ich meine Innenwelt immer im Blick und verliere auch kleine Erfolge nicht aus den Augen. Wenn ich dann durch die älteren Einträge blättere, gibt es mir immer einen Energie- und Motivationsschub, weil ich sehe, wie viel ich schon erreicht habe.
Mehr über das Tagebuchschreiben (mit 4 Varianten und Tipps dazu) habe ich dir übrigens in diesem Artikel aufgelistet.
Auch das Schreiben von Geschichten ist für mich ein ultimativer Energiegeber, weil ich auf diese Weise meine Gefühle ausdrücken und verarbeiten kann.
2. Meditieren
Egal ob wir uns auf den Atem fokussieren, unseren eigenen Körper achtsam wahrnehmen oder uns mit einer geführten Meditation in einen entspannten Zustand versetzen: Wir fokussieren uns auf unser Innenleben und schalten die Außenwelt für eine kurze Zeit aus. Das wirkt Wunder, wenn unser Energielevel zu weit gesunken ist.
Das ist übrigens auch an einem stressigen Tag zwischendurch sehr gut einsetzbar: Selbst wenn ich nur eine Minute die Augen schließe und meinen Atem beobachte, gibt mir das eine Menge Energie zurück. Diese kurze me time zwischendurch gehört zu meinen liebsten Tools zum Energie tanken.
3. Spazierengehen oder andere ruhigere Bewegungen (Yoga, Tai Chi, tanzen, usw.)
Wenn wir unseren Körper in Bewegung bringen, hilft uns das dabei, Stresshormone schneller abzubauen. Manche Introvertierte schwören auf einen Spaziergang, andere brauchen etwas mehr Bewegung und machen eine Runde Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Auch ein paar Dehnübungen am Arbeitsplatz können uns beim Energie tanken helfen.
4. Deine inneren und äußeren Kraftorte
Noch mehr me time: Hast du einen bestimmten Ort, an den du gehen kannst und sofort neue Energie bekommst? Welcher Ort kommt dir da als erstes in den Sinn? Vielleicht ist es der Wald, das Meer, ein Park oder auch einfach nur dein Sofa oder dein Bett. Welcher Ort auch immer es ist, du kannst ihn nutzen, um deine Akkus gezielt wieder aufzuladen – übrigens auch gedanklich, wenn du nicht direkt physisch an diesen Ort kommst.
5. Musikhören
Kopfhörer auf, Musik an, Welt aus. Manchmal sind Introvertierte trotz me time so in ihrem eigenen Gedankenkarussell gefangen, dass sie einfach nicht abschalten können. Musik ist da ein wundervolles Werkzeug, um sich einfach von den Klängen und dem Text mitnehmen zu lassen und die eigenen Gedanken zu übertönen.
Und ich bin mir sicher, du hast es selbst schon einmal erlebt, dass ein bestimmter Song dich von jetzt auf gleich in eine andere Stimmung versetzt hat. Du kannst neue Energie tanken und den Stress des Alltags loslassen – perfekt, oder?
Kopfhörer und Musik sind auch meine Rettungsanker in lauter Arbeitsumgebung (z. B. im Großraumbüro). Musik mit Text lenkt mich zwar vom Arbeiten ab, aber es gibt ja z. B. auch wunderbare Filmmusik oder Naturgeräusche. Mit deren Hilfe kannst du deine laute Umgebung sanft ausschalten und wieder entspannt und fokussiert arbeiten – ohne Energie zu verlieren.
6. Lesen
Das ist wohl der Klassiker, um me time zu nutzen: Bücher sind bei Introvertierten sehr beliebt, um Energie zu tanken – bei mir übrigens auch. Ich liebe es, auf diese Weise gedanklich in eine andere Welt abzutauchen. Auch mit einem spannenden Hörbuch funktioniert das perfekt.
7. Ein Bad nehmen
Noch eine tolle Möglichkeit: Das heiße Wasser entspannt die Muskeln, wir können mit einem gut duftenden Badezusatz und Kerzenlicht unsere Stimmung beeinflussen und ganz entspannt unseren eigenen Gedanken nachhängen.
8. Künstlerische Aktivitäten (zeichnen, malen, ein Instrument spielen, backen, nähen, usw.)
Kreative me time: Häufig haben Introvertierte großen Spaß daran, etwas Künstlerisches zu erschaffen und ihre Kreativität auszuleben. Da kommt es uns zugute, dass wir uns lange Zeit mit einer Sache beschäftigen können, ohne dass uns langweilig wird. Künstlerische Aktivitäten können uns dabei helfen, unsere Gedanken und Gefühle auf unsere ganz eigene Art auszudrücken und zu verarbeiten. Und da wir in diesem Prozess stark mit unserer Innenwelt verbunden sind (bewusst oder unbewusst), können wir damit wunderbar neue Energie tanken.
8,5. Computerspiele
Auch Computerspiele können Introvertierten beim Energie tanken helfen. Denn hier ist es ähnlich wie bei Büchern: Wir tauchen in eine andere Welt ein und können so den Stress abschalten. Da kommt es natürlich ganz auf das Spiel an. Finde eins, das dir wirklich Spaß macht und bei dem du die Zeit für eine Weile vergessen kannst. Es muss sich für dich gut anfühlen.
Übung: Deine persönlichen Energiegeber
Jetzt bist du dran! Mach dir eine Liste mit den Dingen, die dir Energie geben. Bei einigen Sachen weißt du vielleicht schon intuitiv, dass sie gut für dich sind, andere musst du möglicherweise erst noch ausprobieren. Achte darauf, wie du dich davor und danach fühlst und entscheide dann, ob du die Aktivität zu deinen Energiegebern zählen kannst oder nicht.
Mit so einer Liste bist du bestens gewappnet für alle Situationen, bei denen du besonders viel deiner Energie investieren musst.
Was dir Energie entzieht
Wenn es Aktivitäten gibt, die dich mit Energie versorgen, gibt es im Umkehrschluss auch solche, die dir Energie entziehen. Ich nenne sie „Energiefresser“. Auch hier ist es sinnvoll, dir eine Liste zu machen und zu überprüfen, wo dir diese Dinge im Alltag begegnen und wie du sie entweder vermeiden oder ihnen mit deinen Energiegebern entgegenwirken kannst.
Beispiele für Energiefresser
Telefonieren, bestimmte Personen (die dich runterziehen, respektlos behandeln, deine Grenzen nicht achten, usw.), Gespräche mit mehr als 4 Personen auf einmal, ein konstant hoher Geräuschpegel, Unordnung, Aufgaben unbeendet lassen, unvorbereitet sein, …
Übung: Deine persönlichen Energiefresser
Mache dir nun deine eigene Liste mit deinen persönlichen 5 Energiefressern! Was entzieht dir besonders viel Energie? Und wie kannst du dem entgegenwirken? (Zeichne dir eine Tabelle mit zwei Spalten auf und notiere dir für diese beiden als Überschrift: „Energiefresser“ und „Gegenstrategien“.)
Meine 4 besten Strategien für mehr Energie
Jetzt kommen wir dazu, Strategien zu entwickeln, mit denen du dein Energielevel im Alltag weniger angreifbar machen kannst. Ich stelle dir hier meine persönliche Liste von Strategien vor – das, was für mich gut funktioniert. Sie ist als Orientierung für dich gedacht und ich bin mir sicher, du kannst davon ausgehend auch deine eigenen Strategien ableiten.
An diese Punkte halte ich mich, wenn ich weiß, dass ich aus meiner Komfortzone herausgehen werde und ich so viel Energie wie möglich zur Verfügung haben will.
1. Aufgaben beenden
Unerledigte Arbeit lässt mich nicht los. Wenn ich das, woran ich gerade arbeite, nicht an dem Tag beenden kann, muss ich zumindest einen Punkt erreichen, an dem ich das Gefühl habe, etwas geschafft zu haben. Vielleicht geht es dir auch oft so und du merkst, wie dir diese unbeendete Arbeit Energie entzieht.
Falls es nicht möglich ist, ein Projekt wie oben genannt zu beenden, kannst du eine To-Do-Liste schreiben. Wenn du dir notierst, was du noch zu erledigen hast, muss sich dein Gehirn nicht mehr im Hintergrund damit beschäftigen. Du kannst also quasi einen Tab im Browser deines Gehirns schließen – was dir Energie einspart.
Tipp: Das funktioniert übrigens auch, wenn dich dein Gedankenkarussell am Einschlafen hindert. Schreibe alles auf, was dich gerade beschäftigt: Dinge, die du noch erledigen oder bedenken musst, Fragen, Ideen usw.
In den meisten Fällen schlafe ich dadurch viel schneller ein und schlafe auch qualitativ besser, sodass ich am nächsten Tag voller Energie durchstarten kann.
2. Einen Wenn-Dann-Plan erstellen
Introvertierte verbringen viel und gerne Zeit damit, nachzudenken. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden. Ich liebe es auch, in meine Gedankenwelten abzutauchen – das versorgt mich sogar mit neuer Energie. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass es auf der einen Seite Gedankengänge gibt, die uns Energie geben und auf der anderen Seite auch solche, die uns Energie nehmen. Zu Letzteren gehört zum Beispiel das unaufhörliche Grübeln darüber, was alles schief gehen könnte. Sehr wahrscheinlich machen wir uns dabei Sorgen über etwas, das niemals eintreten wird.
Mir ist klar, dass wir uns durch dieses Grübeln auch auf den Worst Case vorbereiten – was wiederum positiv und wichtig ist. Deshalb nutzen wir das in dieser Übung auch ganz bewusst, aber zielführender als stundenlanges Schwarzmalen.
Wenn etwas Wichtiges ansteht, frage dich: Was könnte mich am Erreichen meines Ziels hindern? Im nächsten Schritt erstellst du dir daraus einen Wenn-Dann-Plan.
Beispiel: Ich muss übermorgen auf der Arbeit eine Präsentation halten und Fragen von meinen Kollegen beantworten.
Worst Case: Es könnte jemand eine Frage stellen, auf die ich keine Antwort weiß.
Wenn-Dann-Plan: Wenn das passiert, dann sage ich: „Das ist eine sehr interessante Frage, in diese Richtung habe ich noch gar nicht gedacht. Ich mache mir nachher in Ruhe Gedanken dazu und melde mich dann noch mal per E-Mail bei dir.“
Zu wissen, was im Ernstfall zu tun ist, verleiht uns Sicherheit. Und wenn wir es einmal ausführlich durchdacht haben, muss unser Gehirn sich nicht mehr ständig mit dem Sorgenmachen belasten – und kann die Energie für andere Dinge nutzen.
3. Akku vorher aufladen
Meistens wissen wir schon vorher, wann solche kräftezehrenden Situationen auf uns zukommen und können vorausplanen. Das heißt, wir können uns im Vorfeld die Zeit für Aktivitäten nehmen, die uns Energie geben. Hallo, me time! So sind wir dann mit voll aufgeladenem Akku gut dafür gerüstet. Nimm dir hierfür deine persönliche Liste mit Energiegebern zur Hand.
4. Stimmungsmacher
Kennst du das, wenn im Radio ein Lied gespielt wird, das dich sofort an eine tolle Zeit, an eine bestimmte Person oder ein Erlebnis erinnert und dich damit in eine gute Stimmung versetzt? Solche emotionalen Trigger kannst du auch ganz bewusst für dich einsetzen, wenn du Energie brauchst.
Nimm dir eine besonders positive Erinnerung z. B. von einem Erlebnis oder einem Ort, an dem du dich sofort wohlfühlst, einen Song, der dir gute Laune macht oder die Vorstellung von einem Ziel, das du unbedingt erreichen willst. Ganz egal was, Hauptsache du verbindest es mit starken Emotionen. Denke dir ein oder zwei Stichworte, einen kurzen, einprägsamen Satz oder ein Symbol dazu aus – etwas, das dich sofort an das positive Gefühl erinnert. Und schon hast du dein eigenes Mantra für deinen Energiekick zwischendurch.
Wenn dich dann das nächste Mal im Alltag etwas aus dem Gleichgewicht bringt, geh für einen Moment nach innen und verknüpfe dich mit diesem Bild, mit dieser Vorstellung. Du wirst sofort merken, wie du dadurch neue Energie tanken kannst.
Übung: Deine eigenen Energie-Strategien
Vielleicht gefällt dir der eine oder andere Punkt auf meiner Liste, vielleicht hast du beim Lesen aber auch schon eigene Ideen bekommen. Mache dir deine eigene Liste mit den Energie-Strategien, die für dich persönlich am effektivsten sind.
Mit dieser Liste weißt du dann genau, wie du im Alltag (z. B. mit gezielter me time) dein Energielevel oben halten kannst.