Der ultimative Guide für Introvertierte und Schüchterne

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Stille endlich verstehen: Das Einstiegsbuch für Introvertierte und Schüchterne eBook

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KAPITEL 1.10

Gesprächsführung aus introvertierter Sicht

Wenn wir den Austausch mit anderen Menschen genießen wollen, müssen wir verstehen, welche Besonderheiten es bei der Gesprächsführung für Introvertierte und Extrovertierte gibt.

Was Introvertierte bei Gesprächen wollen: Tiefe

Wie Introvertierte Verbundenheit aufbauen, beschreibt Laurie A. Helgoe in ihrem Buch Introvert Power sehr treffend. Sie erklärt, dass Extrovertierten die Interaktion von Mensch zu Mensch wichtiger ist als das Gesagte. Natürlich ist es ihnen nicht egal, was gesagt wird, aber das Zwischenmenschliche steht im Vordergrund. Bei Introvertierten ist das anders: Sie fühlen sich anderen erst dann wirklich verbunden, wenn sie deren Innenwelt kennenlernen können. Es geht uns nicht so sehr darum, was für Ereignisse gerade im Leben einer Person vorgehen. Viel mehr interessiert uns, was sie über diese Ereignisse denkt und wie sie sich dabei fühlt.¹

„Introvertierte fühlen sich nicht einsam, wenn ihnen der Kontakt zu vielen Menschen fehlt. Aber sie fühlen sich einsam, wenn sie nicht regelmäßig vertraute Interaktion haben.“

Häufige Missverständnisse in der Gesprächsführung

Gesprächsführung kann für Introvertierte (gerade für die schüchternen unter uns) eine anstrengende Vorstellung sein. Andere Menschen, viele neue Eindrücke und eine Menge unbekannter Wege, wohin das Gespräch führen kann.

Viele Introvertierte sind dann erstmal zurückhaltend und brauchen eine gewisse Zeit, um „aufzutauen“ – gerade bei Menschen, die sie noch nicht gut kennen. Jemand, der sich zurückzieht oder wenig redet, stößt damit aber häufig auf Ablehnung – und wird früher oder später mit Fragen oder Aufforderungen wie diesen konfrontiert:

Warum bist du so still?
Sag doch auch mal was!
Komm doch mal aus dir heraus!

Kommt dir das bekannt vor? Die meisten Menschen, die Introvertierte in Sachen Gesprächsführung so bedrängen, tun das aus folgenden Gründen:

  • Sie denken, dass wir uns ohne Aufforderung nicht trauen würden, etwas zu sagen
  • Sie nehmen an, wir wären gelangweilt oder nicht am Thema interessiert
  • Sie glauben, wir würden uns unwohl fühlen, wenn wir nicht aktiv am Gespräch teilnehmen

Dabei sind das (in den meisten Fällen) überhaupt nicht die Gründe, aus denen Introvertierte nicht reden. Natürlich kann es auch sein, dass Schüchternheit im Spiel ist und jemand deshalb keine Gespräche führen mag – das hat dann aber nichts mit Introversion zu tun. Introversion und Schüchternheit sind nämlich zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

So sieht Gesprächsführung aus introvertierter Sicht aus

Unsere Vorliebe fürs Schweigen hat ganz andere (sehr gute) Gründe. Und genau diese drei Gründe zeigen, warum Introvertierte in vielen Fällen eben NICHT aus sich herauskommen müssen – und dass Gesprächsführung auf introvertierte Art auch ihre Berechtigung hat:

1. Wir hören zu
Nur wenn wir zuhören, können wir etwas Neues erfahren. Und nur weil jemand gerade nicht redet, heißt das nicht, dass er sich nicht (indirekt) am Gespräch beteiligen würde. Zuhören gehört genauso zur Gesprächsführung dazu, wie das Reden.

Ich habe es schon in meiner Schulzeit gehasst, dass aufmerksames Zuhören weniger wertgeschätzt wurde als vor 30 Leuten seine Meinung kundzutun. Beides ist wichtig, aber Introvertierten fällt das Zuhören oft leichter.

Wer wirklich zuhört, ist mit seiner Aufmerksamkeit voll und ganz bei seinem Gegenüber. Er nimmt alles auf, was die Person sagt, registriert Mimik und Gestik und gleicht das mit den eigenen Erfahrungswerten ab.
Wenn man dann noch weiter auf das Gesagte eingeht (zum Beispiel mit Fragen oder Feststellungen wie: „Du meinst also …“ Oder: „Das klingt als wärst du darüber sehr glücklich/unzufrieden/…“), nennt man das aktives Zuhören. Dabei bleiben wir bei dem, was unser Gegenüber ausgedrückt hat, statt unsere eigenen Gedanken zu einem Thema zu teilen. Dadurch zeigen wir ehrliches Interesse, die andere Person fühlt sich wirklich wahrgenommen – und wird gleichzeitig ermutigt, noch mehr zu erzählen.

Für gelingende Gesprächsführung ist das Zuhören essentiell. Und echtes Zuhören ist meiner Meinung nach auch ein riesiges Kompliment für unsere Gesprächspartner. Viele Menschen hören ihrem Gegenüber nur auf halbem Ohr zu, während sie sich nebenbei schon überlegen, was sie antworten wollen. Sie sind bei sich selbst, nicht bei dem anderen. Da ist es doch eine willkommene Abwechslung, wenn uns jemand tatsächlich seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Fazit: Wenn Introvertierte schweigen, sind sie sehr wahrscheinlich dabei, aufmerksam zuzuhören und alle Eindrücke um sich herum aufzunehmen. Sie schenken dem, was um sie herum passiert, ihre volle Aufmerksamkeit. Und das ist mindestens genauso wertvoll, wie zu reden.

2. Wir denken nach
Introvertierte brauchen Zeit, um Eindrücke zu verarbeiten. Ich für meinen Teil verbringe einen Großteil meines Alltags damit, zu beobachten und nachzudenken – auch während der Gesprächsführung. Manchmal achte ich dabei z. B. ganz bewusst auf die Tonlage meiner Gesprächspartner, auf die Mimik oder die Wörter, die sie verwenden. Oder ich gehe den gedanklichen Impulsen nach, die in meinem Kopf durch das Gehörte auftauchen – ohne sie laut auszusprechen. Diese Gedankengänge faszinieren mich so, dass ich schon total zufrieden damit bin, einem Gespräch einfach nur zu lauschen, statt selbst etwas dazu beizutragen.

Gesprächsführung hört übrigens nicht unbedingt mit dem letzten Satz auf: Für Introvertierte gehört die Zeit nach einem Gespräch (oder die Gesprächspause zwischendurch) genauso zum Kontaktepflegen dazu wie das Gespräch selbst. Denn erst in dieser Zeit können wir die vielen kleinen Puzzleteile, die wir währenddessen gesammelt haben, zu einem Gesamtbild zusammensetzen.
Bei mir ist es sogar oft so, dass ich mich Menschen im Nachhinein – also wenn ich Zeit hatte, über unser Gespräch nachzudenken – noch ein Stückchen näher fühle, als währenddessen.

Wir interagieren also nur auf unterschiedliche Weise: Für Extrovertierte passiert der Moment der Verbindung während der Interaktion mit anderen. Für Introvertierte passiert das in den Momenten zwischen den Interaktionen – wenn wir Zeit haben, über das Gesagte nachzudenken.²

Allein das zu verstehen, kann schon sehr hilfreich dabei sein, die eigene Herangehensweise und Art der Gesprächsführung mehr wertzuschätzen und zu respektieren.

Fazit: Introvertierte fühlen sich in ihrer Gedankenwelt sehr wohl. Wir brauchen auch innerhalb der Gesprächsführung immer wieder Zeit, um nachzudenken, unsere Gedanken zu ordnen und unsere Innenwelt zu erkunden. Diese bewusste Auszeit gehört für uns genauso zur Gesprächsführung dazu wie das Reden selbst – denn dabei setzen wir die vielen Puzzleteile, die wir während des Gesprächs bekommen haben, zu einem Gesamtbild zusammen.

Wenn Introvertierte also gerade nicht reden, kann es gut sein, dass sie einfach etwas Zeit brauchen, um über das Gehörte, Wahrgenommene oder Erlebte nachzudenken.

3. Wir beobachten
Insbesondere nach einem Tag inmitten von Menschen brauchen Introvertierte etwas (oder gerne auch viel) Zeit für sich. Denn mit niedrigem Energielevel fällt es uns schwer, uns zu konzentrieren, weil jeder neue Reiz von außen Energie erfordert – die aber irgendwann einfach nicht mehr da ist.

Manchmal lässt sich das aber nicht direkt umsetzen und wir verbringen Zeit mit anderen Menschen, obwohl unser Energielevel längst in den Keller gesunken ist. Aktive Gesprächsführung kann dann extrem anstrengend werden.

Ich nehme (nicht nur dann, aber oft auch in solchen Fällen) gerne die Rolle des Beobachters ein. Und damit bin ich nicht allein: Manchmal wollen Introvertierte es einfach nur genießen, die vielen Eindrücke um sich herum aufzunehmen, ohne abgelenkt zu werden. Es kann total angenehm und entspannend sein, die Art der Gesprächsführung anderer Menschen zu beobachten und auf sich wirken zu lassen. Sich aus dem Gespräch und dem Geschehen auszuklinken und trotzdem mittendrin zu sein. Das Ganze einfach nur wahrzunehmen, den eigenen Gedanken dazu zu lauschen und dabei ganz bei sich selbst anzukommen.

Fazit: Nur weil Introvertierte sich gerade nicht aktiv am Gespräch beteiligen, heißt das nicht, dass sie abwesend sind. Vielleicht wollen sie es einfach nur genießen, ihre Umgebung (und auch das Gespräch) in Ruhe wahrzunehmen. Da ist jedes „Komm doch mal aus dir raus!“ völlig fehl am Platz, denn es geht ihnen in dem Moment ja gerade um das genaue Gegenteil. Sie genießen die Momente der Ruhe – und sind danach auch viel eher wieder bereit, sich aktiv an der Gesprächsführung zu beteiligen.

Es gibt nicht nur eine Art der Gesprächsführung

Wenn du introvertiert bist und häufig dazu aufgefordert wirst, mehr aus dir herauszukommen: Mach dir bewusst, dass dein Wert nicht davon abhängt, wie viel du sagst. Das Zuhören, Nachdenken und Beobachten gehört zur Gesprächsführung genauso dazu, wie das Reden.

Durch die bekannten Aufforderungen oder Fragen (Warum bist du so still? Sag doch auch mal was! Komm doch mal aus dir heraus!), kann schnell die Annahme entstehen, dass es nicht in Ordnung wäre, still zu sein. Dass man um jeden Preis reden müsste, um wertgeschätzt zu werden. Dass man extrovertiert werden sollte, um dazuzugehören. Aber das ist nicht der Fall. Es ist nicht besser oder schlechter introvertiert oder extrovertiert zu sein.

Du brauchst nicht die ganze Zeit reden, um wahrgenommen zu werden – Gesprächsführung funktioniert auch auf introvertierte Art. Es ist okay, dich in ruhiger Umgebung wohler zu fühlen als unter vielen Menschen. Und nur, weil jemand sehr extrovertiert ist, bedeutet das nicht, dass diese Person nicht auch mal das Bedürfnis hätte, alleine zu sein. Genauso können sich auch Introvertierte mal extrovertiert verhalten und zum Beispiel mit vielen Menschen Gespräche führen oder sich für etwas einsetzen, was ihnen wichtig ist.

Wir sind nicht auf einer Seite der Skala festgewachsen. Aber wir haben eine persönliche Wohlfühlzone, in die es uns immer wieder zurückzieht – und von dort schöpfen wir unsere Kraft.

1,2 Vgl.: Helgoe, Laurie: Introvert Power: Why Your Inner Life is Your Hidden Strength. Illinois: Sourcebooks Inc., 2013

KAPITEL 1.10

Gesprächsführung aus introvertierter Sicht

Wenn wir den Austausch mit anderen Menschen genießen wollen, müssen wir verstehen, welche Besonderheiten es bei der Gesprächsführung für Introvertierte und Extrovertierte gibt.

Was Introvertierte bei Gesprächen wollen: Tiefe

Wie Introvertierte Verbundenheit aufbauen, beschreibt Laurie A. Helgoe in ihrem Buch Introvert Power sehr treffend. Sie erklärt, dass Extrovertierten die Interaktion von Mensch zu Mensch wichtiger ist als das Gesagte. Natürlich ist es ihnen nicht egal, was gesagt wird, aber das Zwischenmenschliche steht im Vordergrund. Bei Introvertierten ist das anders: Sie fühlen sich anderen erst dann wirklich verbunden, wenn sie deren Innenwelt kennenlernen können. Es geht uns nicht so sehr darum, was für Ereignisse gerade im Leben einer Person vorgehen. Viel mehr interessiert uns, was sie über diese Ereignisse denkt und wie sie sich dabei fühlt.¹

„Introvertierte fühlen sich nicht einsam, wenn ihnen der Kontakt zu vielen Menschen fehlt. Aber sie fühlen sich einsam, wenn sie nicht regelmäßig vertraute Interaktion haben.“

Häufige Missverständnisse in der Gesprächsführung

Gesprächsführung kann für Introvertierte (gerade für die schüchternen unter uns) eine anstrengende Vorstellung sein. Andere Menschen, viele neue Eindrücke und eine Menge unbekannter Wege, wohin das Gespräch führen kann.

Viele Introvertierte sind dann erstmal zurückhaltend und brauchen eine gewisse Zeit, um „aufzutauen“ – gerade bei Menschen, die sie noch nicht gut kennen. Jemand, der sich zurückzieht oder wenig redet, stößt damit aber häufig auf Ablehnung – und wird früher oder später mit Fragen oder Aufforderungen wie diesen konfrontiert:

Warum bist du so still?
Sag doch auch mal was!
Komm doch mal aus dir heraus!

Kommt dir das bekannt vor? Die meisten Menschen, die Introvertierte in Sachen Gesprächsführung so bedrängen, tun das aus folgenden Gründen:

  • Sie denken, dass wir uns ohne Aufforderung nicht trauen würden, etwas zu sagen
  • Sie nehmen an, wir wären gelangweilt oder nicht am Thema interessiert
  • Sie glauben, wir würden uns unwohl fühlen, wenn wir nicht aktiv am Gespräch teilnehmen

Dabei sind das (in den meisten Fällen) überhaupt nicht die Gründe, aus denen Introvertierte nicht reden. Natürlich kann es auch sein, dass Schüchternheit im Spiel ist und jemand deshalb keine Gespräche führen mag – das hat dann aber nichts mit Introversion zu tun. Introversion und Schüchternheit sind nämlich zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

So sieht Gesprächsführung aus introvertierter Sicht aus

Unsere Vorliebe fürs Schweigen hat ganz andere (sehr gute) Gründe. Und genau diese drei Gründe zeigen, warum Introvertierte in vielen Fällen eben NICHT aus sich herauskommen müssen – und dass Gesprächsführung auf introvertierte Art auch ihre Berechtigung hat:

1. Wir hören zu
Nur wenn wir zuhören, können wir etwas Neues erfahren. Und nur weil jemand gerade nicht redet, heißt das nicht, dass er sich nicht (indirekt) am Gespräch beteiligen würde. Zuhören gehört genauso zur Gesprächsführung dazu, wie das Reden.

Ich habe es schon in meiner Schulzeit gehasst, dass aufmerksames Zuhören weniger wertgeschätzt wurde als vor 30 Leuten seine Meinung kundzutun. Beides ist wichtig, aber Introvertierten fällt das Zuhören oft leichter.

Wer wirklich zuhört, ist mit seiner Aufmerksamkeit voll und ganz bei seinem Gegenüber. Er nimmt alles auf, was die Person sagt, registriert Mimik und Gestik und gleicht das mit den eigenen Erfahrungswerten ab.
Wenn man dann noch weiter auf das Gesagte eingeht (zum Beispiel mit Fragen oder Feststellungen wie: „Du meinst also …“ Oder: „Das klingt als wärst du darüber sehr glücklich/unzufrieden/…“), nennt man das aktives Zuhören. Dabei bleiben wir bei dem, was unser Gegenüber ausgedrückt hat, statt unsere eigenen Gedanken zu einem Thema zu teilen. Dadurch zeigen wir ehrliches Interesse, die andere Person fühlt sich wirklich wahrgenommen – und wird gleichzeitig ermutigt, noch mehr zu erzählen.

Für gelingende Gesprächsführung ist das Zuhören essentiell. Und echtes Zuhören ist meiner Meinung nach auch ein riesiges Kompliment für unsere Gesprächspartner. Viele Menschen hören ihrem Gegenüber nur auf halbem Ohr zu, während sie sich nebenbei schon überlegen, was sie antworten wollen. Sie sind bei sich selbst, nicht bei dem anderen. Da ist es doch eine willkommene Abwechslung, wenn uns jemand tatsächlich seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Fazit: Wenn Introvertierte schweigen, sind sie sehr wahrscheinlich dabei, aufmerksam zuzuhören und alle Eindrücke um sich herum aufzunehmen. Sie schenken dem, was um sie herum passiert, ihre volle Aufmerksamkeit. Und das ist mindestens genauso wertvoll, wie zu reden.

2. Wir denken nach
Introvertierte brauchen Zeit, um Eindrücke zu verarbeiten. Ich für meinen Teil verbringe einen Großteil meines Alltags damit, zu beobachten und nachzudenken – auch während der Gesprächsführung. Manchmal achte ich dabei z. B. ganz bewusst auf die Tonlage meiner Gesprächspartner, auf die Mimik oder die Wörter, die sie verwenden. Oder ich gehe den gedanklichen Impulsen nach, die in meinem Kopf durch das Gehörte auftauchen – ohne sie laut auszusprechen. Diese Gedankengänge faszinieren mich so, dass ich schon total zufrieden damit bin, einem Gespräch einfach nur zu lauschen, statt selbst etwas dazu beizutragen.

Gesprächsführung hört übrigens nicht unbedingt mit dem letzten Satz auf: Für Introvertierte gehört die Zeit nach einem Gespräch (oder die Gesprächspause zwischendurch) genauso zum Kontaktepflegen dazu wie das Gespräch selbst. Denn erst in dieser Zeit können wir die vielen kleinen Puzzleteile, die wir währenddessen gesammelt haben, zu einem Gesamtbild zusammensetzen.
Bei mir ist es sogar oft so, dass ich mich Menschen im Nachhinein – also wenn ich Zeit hatte, über unser Gespräch nachzudenken – noch ein Stückchen näher fühle, als währenddessen.

Wir interagieren also nur auf unterschiedliche Weise: Für Extrovertierte passiert der Moment der Verbindung während der Interaktion mit anderen. Für Introvertierte passiert das in den Momenten zwischen den Interaktionen – wenn wir Zeit haben, über das Gesagte nachzudenken.²

Allein das zu verstehen, kann schon sehr hilfreich dabei sein, die eigene Herangehensweise und Art der Gesprächsführung mehr wertzuschätzen und zu respektieren.

Fazit: Introvertierte fühlen sich in ihrer Gedankenwelt sehr wohl. Wir brauchen auch innerhalb der Gesprächsführung immer wieder Zeit, um nachzudenken, unsere Gedanken zu ordnen und unsere Innenwelt zu erkunden. Diese bewusste Auszeit gehört für uns genauso zur Gesprächsführung dazu wie das Reden selbst – denn dabei setzen wir die vielen Puzzleteile, die wir während des Gesprächs bekommen haben, zu einem Gesamtbild zusammen.

Wenn Introvertierte also gerade nicht reden, kann es gut sein, dass sie einfach etwas Zeit brauchen, um über das Gehörte, Wahrgenommene oder Erlebte nachzudenken.

3. Wir beobachten
Insbesondere nach einem Tag inmitten von Menschen brauchen Introvertierte etwas (oder gerne auch viel) Zeit für sich. Denn mit niedrigem Energielevel fällt es uns schwer, uns zu konzentrieren, weil jeder neue Reiz von außen Energie erfordert – die aber irgendwann einfach nicht mehr da ist.

Manchmal lässt sich das aber nicht direkt umsetzen und wir verbringen Zeit mit anderen Menschen, obwohl unser Energielevel längst in den Keller gesunken ist. Aktive Gesprächsführung kann dann extrem anstrengend werden.

Ich nehme (nicht nur dann, aber oft auch in solchen Fällen) gerne die Rolle des Beobachters ein. Und damit bin ich nicht allein: Manchmal wollen Introvertierte es einfach nur genießen, die vielen Eindrücke um sich herum aufzunehmen, ohne abgelenkt zu werden. Es kann total angenehm und entspannend sein, die Art der Gesprächsführung anderer Menschen zu beobachten und auf sich wirken zu lassen. Sich aus dem Gespräch und dem Geschehen auszuklinken und trotzdem mittendrin zu sein. Das Ganze einfach nur wahrzunehmen, den eigenen Gedanken dazu zu lauschen und dabei ganz bei sich selbst anzukommen.

Fazit: Nur weil Introvertierte sich gerade nicht aktiv am Gespräch beteiligen, heißt das nicht, dass sie abwesend sind. Vielleicht wollen sie es einfach nur genießen, ihre Umgebung (und auch das Gespräch) in Ruhe wahrzunehmen. Da ist jedes „Komm doch mal aus dir raus!“ völlig fehl am Platz, denn es geht ihnen in dem Moment ja gerade um das genaue Gegenteil. Sie genießen die Momente der Ruhe – und sind danach auch viel eher wieder bereit, sich aktiv an der Gesprächsführung zu beteiligen.

Es gibt nicht nur eine Art der Gesprächsführung

Wenn du introvertiert bist und häufig dazu aufgefordert wirst, mehr aus dir herauszukommen: Mach dir bewusst, dass dein Wert nicht davon abhängt, wie viel du sagst. Das Zuhören, Nachdenken und Beobachten gehört zur Gesprächsführung genauso dazu, wie das Reden.

Durch die bekannten Aufforderungen oder Fragen (Warum bist du so still? Sag doch auch mal was! Komm doch mal aus dir heraus!), kann schnell die Annahme entstehen, dass es nicht in Ordnung wäre, still zu sein. Dass man um jeden Preis reden müsste, um wertgeschätzt zu werden. Dass man extrovertiert werden sollte, um dazuzugehören. Aber das ist nicht der Fall. Es ist nicht besser oder schlechter introvertiert oder extrovertiert zu sein.

Du brauchst nicht die ganze Zeit reden, um wahrgenommen zu werden – Gesprächsführung funktioniert auch auf introvertierte Art. Es ist okay, dich in ruhiger Umgebung wohler zu fühlen als unter vielen Menschen. Und nur, weil jemand sehr extrovertiert ist, bedeutet das nicht, dass diese Person nicht auch mal das Bedürfnis hätte, alleine zu sein. Genauso können sich auch Introvertierte mal extrovertiert verhalten und zum Beispiel mit vielen Menschen Gespräche führen oder sich für etwas einsetzen, was ihnen wichtig ist.

Wir sind nicht auf einer Seite der Skala festgewachsen. Aber wir haben eine persönliche Wohlfühlzone, in die es uns immer wieder zurückzieht – und von dort schöpfen wir unsere Kraft.

1,2 Vgl.: Helgoe, Laurie: Introvert Power: Why Your Inner Life is Your Hidden Strength. Illinois: Sourcebooks Inc., 2013

KAPITEL 1.10

Gesprächsführung aus introvertierter Sicht

Wenn wir den Austausch mit anderen Menschen genießen wollen, müssen wir verstehen, welche Besonderheiten es bei der Gesprächsführung für Introvertierte und Extrovertierte gibt.

Was Introvertierte bei Gesprächen wollen: Tiefe

Wie Introvertierte Verbundenheit aufbauen, beschreibt Laurie A. Helgoe in ihrem Buch Introvert Power sehr treffend. Sie erklärt, dass Extrovertierten die Interaktion von Mensch zu Mensch wichtiger ist als das Gesagte. Natürlich ist es ihnen nicht egal, was gesagt wird, aber das Zwischenmenschliche steht im Vordergrund. Bei Introvertierten ist das anders: Sie fühlen sich anderen erst dann wirklich verbunden, wenn sie deren Innenwelt kennenlernen können. Es geht uns nicht so sehr darum, was für Ereignisse gerade im Leben einer Person vorgehen. Viel mehr interessiert uns, was sie über diese Ereignisse denkt und wie sie sich dabei fühlt.¹

„Introvertierte fühlen sich nicht einsam, wenn ihnen der Kontakt zu vielen Menschen fehlt. Aber sie fühlen sich einsam, wenn sie nicht regelmäßig vertraute Interaktion haben.“

Häufige Missverständnisse in der Gesprächsführung

Gesprächsführung kann für Introvertierte (gerade für die schüchternen unter uns) eine anstrengende Vorstellung sein. Andere Menschen, viele neue Eindrücke und eine Menge unbekannter Wege, wohin das Gespräch führen kann.

Viele Introvertierte sind dann erstmal zurückhaltend und brauchen eine gewisse Zeit, um „aufzutauen“ – gerade bei Menschen, die sie noch nicht gut kennen. Jemand, der sich zurückzieht oder wenig redet, stößt damit aber häufig auf Ablehnung – und wird früher oder später mit Fragen oder Aufforderungen wie diesen konfrontiert:

Warum bist du so still?
Sag doch auch mal was!
Komm doch mal aus dir heraus!

Kommt dir das bekannt vor? Die meisten Menschen, die Introvertierte in Sachen Gesprächsführung so bedrängen, tun das aus folgenden Gründen:

  • Sie denken, dass wir uns ohne Aufforderung nicht trauen würden, etwas zu sagen
  • Sie nehmen an, wir wären gelangweilt oder nicht am Thema interessiert
  • Sie glauben, wir würden uns unwohl fühlen, wenn wir nicht aktiv am Gespräch teilnehmen

Dabei sind das (in den meisten Fällen) überhaupt nicht die Gründe, aus denen Introvertierte nicht reden. Natürlich kann es auch sein, dass Schüchternheit im Spiel ist und jemand deshalb keine Gespräche führen mag – das hat dann aber nichts mit Introversion zu tun. Introversion und Schüchternheit sind nämlich zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

So sieht Gesprächsführung aus introvertierter Sicht aus

Unsere Vorliebe fürs Schweigen hat ganz andere (sehr gute) Gründe. Und genau diese drei Gründe zeigen, warum Introvertierte in vielen Fällen eben NICHT aus sich herauskommen müssen – und dass Gesprächsführung auf introvertierte Art auch ihre Berechtigung hat:

1. Wir hören zu
Nur wenn wir zuhören, können wir etwas Neues erfahren. Und nur weil jemand gerade nicht redet, heißt das nicht, dass er sich nicht (indirekt) am Gespräch beteiligen würde. Zuhören gehört genauso zur Gesprächsführung dazu, wie das Reden.

Ich habe es schon in meiner Schulzeit gehasst, dass aufmerksames Zuhören weniger wertgeschätzt wurde als vor 30 Leuten seine Meinung kundzutun. Beides ist wichtig, aber Introvertierten fällt das Zuhören oft leichter.

Wer wirklich zuhört, ist mit seiner Aufmerksamkeit voll und ganz bei seinem Gegenüber. Er nimmt alles auf, was die Person sagt, registriert Mimik und Gestik und gleicht das mit den eigenen Erfahrungswerten ab.
Wenn man dann noch weiter auf das Gesagte eingeht (zum Beispiel mit Fragen oder Feststellungen wie: „Du meinst also …“ Oder: „Das klingt als wärst du darüber sehr glücklich/unzufrieden/…“), nennt man das aktives Zuhören. Dabei bleiben wir bei dem, was unser Gegenüber ausgedrückt hat, statt unsere eigenen Gedanken zu einem Thema zu teilen. Dadurch zeigen wir ehrliches Interesse, die andere Person fühlt sich wirklich wahrgenommen – und wird gleichzeitig ermutigt, noch mehr zu erzählen.

Für gelingende Gesprächsführung ist das Zuhören essentiell. Und echtes Zuhören ist meiner Meinung nach auch ein riesiges Kompliment für unsere Gesprächspartner. Viele Menschen hören ihrem Gegenüber nur auf halbem Ohr zu, während sie sich nebenbei schon überlegen, was sie antworten wollen. Sie sind bei sich selbst, nicht bei dem anderen. Da ist es doch eine willkommene Abwechslung, wenn uns jemand tatsächlich seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Fazit: Wenn Introvertierte schweigen, sind sie sehr wahrscheinlich dabei, aufmerksam zuzuhören und alle Eindrücke um sich herum aufzunehmen. Sie schenken dem, was um sie herum passiert, ihre volle Aufmerksamkeit. Und das ist mindestens genauso wertvoll, wie zu reden.

2. Wir denken nach
Introvertierte brauchen Zeit, um Eindrücke zu verarbeiten. Ich für meinen Teil verbringe einen Großteil meines Alltags damit, zu beobachten und nachzudenken – auch während der Gesprächsführung. Manchmal achte ich dabei z. B. ganz bewusst auf die Tonlage meiner Gesprächspartner, auf die Mimik oder die Wörter, die sie verwenden. Oder ich gehe den gedanklichen Impulsen nach, die in meinem Kopf durch das Gehörte auftauchen – ohne sie laut auszusprechen. Diese Gedankengänge faszinieren mich so, dass ich schon total zufrieden damit bin, einem Gespräch einfach nur zu lauschen, statt selbst etwas dazu beizutragen.

Gesprächsführung hört übrigens nicht unbedingt mit dem letzten Satz auf: Für Introvertierte gehört die Zeit nach einem Gespräch (oder die Gesprächspause zwischendurch) genauso zum Kontaktepflegen dazu wie das Gespräch selbst. Denn erst in dieser Zeit können wir die vielen kleinen Puzzleteile, die wir währenddessen gesammelt haben, zu einem Gesamtbild zusammensetzen.
Bei mir ist es sogar oft so, dass ich mich Menschen im Nachhinein – also wenn ich Zeit hatte, über unser Gespräch nachzudenken – noch ein Stückchen näher fühle, als währenddessen.

Wir interagieren also nur auf unterschiedliche Weise: Für Extrovertierte passiert der Moment der Verbindung während der Interaktion mit anderen. Für Introvertierte passiert das in den Momenten zwischen den Interaktionen – wenn wir Zeit haben, über das Gesagte nachzudenken.²

Allein das zu verstehen, kann schon sehr hilfreich dabei sein, die eigene Herangehensweise und Art der Gesprächsführung mehr wertzuschätzen und zu respektieren.

Fazit: Introvertierte fühlen sich in ihrer Gedankenwelt sehr wohl. Wir brauchen auch innerhalb der Gesprächsführung immer wieder Zeit, um nachzudenken, unsere Gedanken zu ordnen und unsere Innenwelt zu erkunden. Diese bewusste Auszeit gehört für uns genauso zur Gesprächsführung dazu wie das Reden selbst – denn dabei setzen wir die vielen Puzzleteile, die wir während des Gesprächs bekommen haben, zu einem Gesamtbild zusammen.

Wenn Introvertierte also gerade nicht reden, kann es gut sein, dass sie einfach etwas Zeit brauchen, um über das Gehörte, Wahrgenommene oder Erlebte nachzudenken.

3. Wir beobachten
Insbesondere nach einem Tag inmitten von Menschen brauchen Introvertierte etwas (oder gerne auch viel) Zeit für sich. Denn mit niedrigem Energielevel fällt es uns schwer, uns zu konzentrieren, weil jeder neue Reiz von außen Energie erfordert – die aber irgendwann einfach nicht mehr da ist.

Manchmal lässt sich das aber nicht direkt umsetzen und wir verbringen Zeit mit anderen Menschen, obwohl unser Energielevel längst in den Keller gesunken ist. Aktive Gesprächsführung kann dann extrem anstrengend werden.

Ich nehme (nicht nur dann, aber oft auch in solchen Fällen) gerne die Rolle des Beobachters ein. Und damit bin ich nicht allein: Manchmal wollen Introvertierte es einfach nur genießen, die vielen Eindrücke um sich herum aufzunehmen, ohne abgelenkt zu werden. Es kann total angenehm und entspannend sein, die Art der Gesprächsführung anderer Menschen zu beobachten und auf sich wirken zu lassen. Sich aus dem Gespräch und dem Geschehen auszuklinken und trotzdem mittendrin zu sein. Das Ganze einfach nur wahrzunehmen, den eigenen Gedanken dazu zu lauschen und dabei ganz bei sich selbst anzukommen.

Fazit: Nur weil Introvertierte sich gerade nicht aktiv am Gespräch beteiligen, heißt das nicht, dass sie abwesend sind. Vielleicht wollen sie es einfach nur genießen, ihre Umgebung (und auch das Gespräch) in Ruhe wahrzunehmen. Da ist jedes „Komm doch mal aus dir raus!“ völlig fehl am Platz, denn es geht ihnen in dem Moment ja gerade um das genaue Gegenteil. Sie genießen die Momente der Ruhe – und sind danach auch viel eher wieder bereit, sich aktiv an der Gesprächsführung zu beteiligen.

Es gibt nicht nur eine Art der Gesprächsführung

Wenn du introvertiert bist und häufig dazu aufgefordert wirst, mehr aus dir herauszukommen: Mach dir bewusst, dass dein Wert nicht davon abhängt, wie viel du sagst. Das Zuhören, Nachdenken und Beobachten gehört zur Gesprächsführung genauso dazu, wie das Reden.

Durch die bekannten Aufforderungen oder Fragen (Warum bist du so still? Sag doch auch mal was! Komm doch mal aus dir heraus!), kann schnell die Annahme entstehen, dass es nicht in Ordnung wäre, still zu sein. Dass man um jeden Preis reden müsste, um wertgeschätzt zu werden. Dass man extrovertiert werden sollte, um dazuzugehören. Aber das ist nicht der Fall. Es ist nicht besser oder schlechter introvertiert oder extrovertiert zu sein.

Du brauchst nicht die ganze Zeit reden, um wahrgenommen zu werden – Gesprächsführung funktioniert auch auf introvertierte Art. Es ist okay, dich in ruhiger Umgebung wohler zu fühlen als unter vielen Menschen. Und nur, weil jemand sehr extrovertiert ist, bedeutet das nicht, dass diese Person nicht auch mal das Bedürfnis hätte, alleine zu sein. Genauso können sich auch Introvertierte mal extrovertiert verhalten und zum Beispiel mit vielen Menschen Gespräche führen oder sich für etwas einsetzen, was ihnen wichtig ist.

Wir sind nicht auf einer Seite der Skala festgewachsen. Aber wir haben eine persönliche Wohlfühlzone, in die es uns immer wieder zurückzieht – und von dort schöpfen wir unsere Kraft.

1,2 Vgl.: Helgoe, Laurie: Introvert Power: Why Your Inner Life is Your Hidden Strength. Illinois: Sourcebooks Inc., 2013

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