Hast du schon einmal jemanden geghostet?

Nicht nur zu Halloween sind Geister unterwegs, sondern das ganze Jahr über. Vor allem im Dating taucht Ghosting häufig auf. Doch was viele nicht wissen: Ghosting ist nicht nur auf die Partnersuche beschränkt, sondern auch unter Freunden und Bekannten verbreitet.

Vielleicht hast du also doch schon einmal jemanden geghostet, ohne es zu wollen. Lies weiter, um zu erfahren, wann Ghosting wirklich als Ghosting zählt und worauf man achten kann, um ungewolltes Ghosting zu vermeiden.

Männer wie Frauen nutzen Ghosting, um indirekt zu sagen, dass sie kein Interesse mehr haben. Das bedeutet: Sie verschwinden, ohne ein Wort zu sagen. Vielleicht bist du ein paar Mal mit jemandem ausgegangen, ihr habt euch gut verstanden und du hast dir Hoffnungen auf mehr gemacht – doch dein Date hat sich nie wieder gemeldet. Oder noch schlimmer: Du hast dich über längere Zeit mit einem potenziellen Partner getroffen, der dann ohne ein Wort von der Bildfläche verschwunden ist. Du wurdest geghostet.

Für die Person, die ghostet, ist es der leichtere Weg. Sie braucht keine Zeit und Energie darauf zu verwenden, der anderen Person zu sagen, was los ist – immerhin sind solche Gespräche nicht immer angenehem oder können langwierige Diskussionen heraufbeschwören. Für die Person, die geghostet wird, bleibt eine schmerzhafte Ungewissheit zurück. Was ist passiert? Hat er oder sie kein Interesse mehr an mir? Habe ich etwas falsch gemacht? Soll ich abwarten oder mich in Erinnerung rufen?

Was tut man in so einem Fall?

Die vielleicht beste Strategie, wenn du geghostet wirst

Das wahrscheinlich größte Problem an dieser Stelle ist, dass wir uns einen klaren Schlussstrich wünschen. Wir wollen wissen, woran wir sind, damit wir weitermachen können. Aber gerade diesen gewünschten Abschluss bekommen wir nicht, wenn wir geghostet werden. Daher kannst du dir ein großes Geschenk machen und diesen Schlussstrich selbst ziehen.

Entweder, die Person interessiert sich nicht für dich – oder sie tut es, aber geht trotzdem auf diese Weise mit dir um. So oder so ist dieses Verhalten Information genug. Mach dir klar, was du dir von einer Beziehung wünschst und handle danach. So kann die neue Devise lauten: Lieber anderen „Lebenden“ zuwenden, statt den Kopf mit Geistergeschichten zu füttern.

Wann zählt Ghosting wirklich als Ghosting?

Aber was ist, wenn ich nicht (nur) bei der Partnersuche geghostet werde, sondern von Freunden? Was, wenn sie nur für ein paar Tage oder Wochen spurlos verschwinden und dann wieder auftauchen? Und was, wenn ich sogar selbst hin und wieder zum Ghosting-Club dazugehöre?

Richtig, Ghosting ist nicht zwingend auf das Dating beschränkt. Auch unter Freunden und Bekannten wird hin und wieder geghostet. Viele Menschen verschwinden hin und wieder von der Bildfläche, melden sich längere Zeit nicht und tauchen dann ganz plötzlich wieder auf – eben ganz wie Geister.

Mir stellt sich hier die Frage, ob diese Form des Ghostings nicht einfach nur unserer schnelllebigen Zeit geschuldet ist. Früher musste man mehrere Wochen auf einen Brief warten, während heute erwartet wird, dass man jederzeit erreichbar ist. Wer sich mehrere Stunden oder gar Tage für eine Antwort Zeit lässt, gilt bestenfalls als unabhängig, schlimmstenfalls jedoch als respektlos, kaltherzig oder egoistisch.

In einen anderen Kontext gestellt, muss hinter diesem Ghosting aber gar keine böse Absicht stecken: Es kann sein, dass du eine Zeit lang einfach deinem Alltag nachgehst, viel zu tun hast, die Tage nur so an dir vorbeiziehen. Und dann hältst du inne und realisierst, dass du dich schon viel zu lange nicht mehr bei einer Person gemeldet (sprich: sie geghostet) hast. Nicht, weil du kein Interesse an ihr oder ihrem Leben hast, nicht aus Arroganz, Egoismus oder Respektlosigkeit – sondern schlichtweg, weil du keine Zeit und keine Energie dafür hast.

Wann Ghosting für Introvertierte zum Thema wird

Denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch Social Media ein Energieaustausch ist. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass Introvertierte solch ein Ghosting eher aus Versehen nutzen – einfach wenn sie mal wieder etwas mehr me time brauchen als die Außenwelt ihnen gönnen möchte.

Was Ghosting in diesem Fall von der „me time“ unterscheidet, ist die offene Kommunikation.

Wenn dein Umfeld weiß, dass du manchmal länger brauchst, um Nachrichten zu beantworten oder du zu bestimmten Zeiten nicht erreichbar bist, dann sind es klar kommunizierte Standards und kein Ghosting.

Was, wenn ich selbst ghoste? 2 wirkungsvolle Strategien

Empathie und Ehrlichkeit sind zwei der wirkungsvollsten Strategien, um zu vermeiden, andere ungewollt zu ghosten.

  • 1. Empathie

    Tritt innerlich einen Schritt zurück und spür nach, wie du dich fühlen würdest, wenn die Person dir ewig nicht auf deine Nachrichten antworten würde. Wärst du traurig darüber? Würdest du dir wenigstens eine kurze Rückmeldung wünschen?
    Mir stellt sich beim Beantworten von Nachrichten auch oft der Perfektionismus in den Weg. Gerade bei längeren Nachrichten, in die der Absender Zeit und Wertschätzung gesteckt hat, möchte ich genau das auch wieder zurückgeben. Also habe ich meist lieber gewartet, bis ich wirklich Zeit hatte, die Nachricht zu beantworten, statt sofort und vielleicht kürzer zurückzuschreiben.

    Aber genau das verletzt andere Menschen viel mehr als eine nicht ganz perfekte Nachricht. Ich für meinen Teil arbeite daran, lieber gleich (und wenn es sein muss, kürzer) zu antworten. So fühlen Freunde sich mehr wertgeschätzt und es stauen sich in meinem Postfach nicht so viele Nachrichten an.

    Eine nicht ganz perfekte Nachricht, die du jetzt versendest, ist besser als eine perfekte Nachricht, die du erst in 2 Wochen verschickst.

  • 2. Ehrlichkeit

    Sag den Menschen, die dir wichtig sind, offen und ehrlich, woran sie bei dir sind. Wenn du beispielsweise des Öfteren länger brauchst, um zu antworten, warne sie vor, dass es nichts mit ihnen persönlich zu tun hat.

    Bei mir kommt es oft vor, dass ich meine Nachrichten-App öffne, eine Menge unbeantworteter Nachrichten vorfinde und realisiere, dass ich Menschen geghostet habe, die mir wichtig sind – schon wieder. Ungewollt.
    Aber: Diese Menschen kennen mich und diese Angewohnheit. Und Menschen, die ich gerade erst kennenlerne, sage ich offen, woran sie bei mir sind. Sie wissen dann, dass es nichts mit ihnen zu tun hat, wenn ich mich mal länger nicht melde. Sie wissen, dass ich viel um die Ohren habe und manchmal erst Wochen später antworte – aber wenn etwas Dringendes ist, auch alles stehen und liegen lasse und sofort für sie da bin.

Lege deine Standards fest – was ist dir in Beziehungen wichtig?

Wie alles im Leben hat also auch das Ghosting mehrere Seiten. In den meisten Fällen sind wir mit Empathie und ehrlichen Gesprächen gut beraten – und natürlich mit klaren Grenzen. Denn wirklich wichtig ist letztendlich das, was du willst und was du dir von deinen Beziehungen wünschst.