Hattest du schon mal einen Kater von zu viel Gesellschaft? Dann bist du sehr wahrscheinlich introvertiert – und deine innerer Akku durch den Kontakt mit vielen Menschen schnell leer.

Akku leer als introvertierter Mensch – wenn dir alles zu viel wird

Ich habe mich schon oft sozial verkatert gefühlt, nachdem ich lange Zeit mit vielen Menschen zusammen war. Wenn ich dabei keine Möglichkeit habe, mich mal kurz zurückzuziehen, bin ich irgendwann fix und fertig. Ich bekomme Kopfschmerzen, kann mich nicht mehr konzentrieren und schalte innerlich ab.

Um bei dieser Metapher zu bleiben: Ich schalte innerlich ab – denn ich fühle mich wie ein Computer, bei dem zu viele Programme geöffnet sind. Das erste, was passiert: Ich bin nicht mehr fokussiert beim Gespräch (ein Schutzmechanismus), ähnlich wie bei einem Computer, der zwischendurch mal für ein paar Minuten „hängen bleibt“, weil er so viel nicht auf einmal verarbeiten kann. Und das geht so weiter und frisst eine Menge Akku – so lange, bis der Akku leer ist (und das geht auch als Mensch, nicht nur als Computer).

Es ist nicht so, dass ich ungern mit Freunden oder Familie zusammen bin. Ganz im Gegenteil, ich genieße es sogar sehr. Aber um diese geselligen Momente wirklich genießen zu können, brauche ich dazwischen auch immer wieder Zeit für mich. Sonst ist irgendwann meine soziale Batterie leer.

Akku leer als introvertierter Mensch #1 Soziale Batterie

Soziale Batterie leer - für introvertierte schneller als für Extrovertierte

Pausenlos von Menschen umgeben zu sein, kann einen schlimmeren Kater verursachen als eine Flasche Tequila. Dabei kommt es für Introvertierte (ähnlich wie beim Alkohol) ganz auf die Dosis an.

Wenn du wissen möchtest, ob du auch schon mal so einen Kater hattest – das sind hier die 5 Anzeichen dafür, dass deine soziale Batterie mehr als leer ist:

Die 5 Anzeichen für einen sozialen Kater

  1. Du kannst dich nicht mehr konzentrieren
    Es fühlt sich an, als wäre dein Gehirn so erschöpft, dass du nicht mehr klar denken kannst. Es fällt dir schwer, Entscheidungen zu treffen, dich an Details zu erinnern und du brauchst viel länger, um Dinge zu verarbeiten.
  2. Kleinigkeiten werfen dich aus der Bahn
    Selbst, wenn es dich normalerweise nicht sonderlich mitnimmt, dass du ein Glas umkippst, jemand einen blöden Kommentar macht oder du einfach nur dein Shirt nicht finden kannst – mit einem sozialen Kater sieht das ganz anders aus. Es kann sein, dass dich solche Kleinigkeiten so sehr aufregen, dass du am liebsten schreien, weinen oder etwas umherschmeißen willst.
  3. Du fühlst dich körperlich unwohl
    Vielleicht bekommst du Kopfschmerzen, Magenschmerzen, du wirst müde oder fühlst dich wackelig auf den Beinen – jeder Körper reagiert anders.
  4. Deine Aussprache verändert sich
    Es fällt dir noch schwerer als sonst, die richtigen Worte zu finden – selbst zu simplen Dingen wollen dir die passenden Worte einfach nicht mehr einfallen. Du verhaspelst dich öfter, bringst lange Sätze nicht zu Ende (weil dir auf dem Weg dahin der rote Faden verloren gegangen ist) oder du benutzt Wörter, die in dem Zusammenhang bei längerem Nachdenken eigentlich nicht ganz so viel Sinn ergeben.
  5. Du ziehst dich innerlich zurück
    Wenn du dich nicht aus einer sozialen Situation befreien kannst, aber dein innerer Akku leer ist, setzt eine Art Schutzmechanismus ein: Du bist zwar noch körperlich anwesend, aber deine Gedanken wandern ganz woanders hin. Es kann sein, dass du mitten in einem Gespräch bist, aber deine Gedanken so laut werden, dass du die andere Person komplett ausblendest. Auch wenn es unhöflich ist: Dieser kurze Abstecher in deine Innenwelt kann dir ein kleines bisschen Kraft zurückgeben.
Akku leer als introvertierter Mensch #2

Akku leer als introvertierter Mensch: Schon mal einen sozialen Kater gehabt?

Wie kommt es zu dem sozialen Kater?

Im Vergleich zu Extrovertierten reagieren Introvertierte sensibler auf Lärm und andere äußere Reize. Introvertierte ziehen ihre Kraft und Energie aus der Ruhe und dem Alleinsein.

Wenn sie unter Menschen sind, setzen sie ihre Energie dafür ein und diese entlädt sich nach und nach wie bei einem Akku. Irgendwann ist der innere Akku leer und muss wieder aufgeladen werden – wenn wir aber über diesen Punkt hinausgehen, setzt irgendwann der Kater ein und wir brauchen viel länger, um uns wieder zu erholen.

Ist dein Akku leer (als introvertierter Mensch), hast du also sehr wahrscheinlich deine Bedürfnisse vernachlässigt.

Um das zu beheben, gibt es aber natürlich ein Heilmittel.

Was kann man gegen den sozialen Kater tun?

Das einzige Heilmittel ist das, was auch bei „normalem“ Kater hilft: Ruhe. Nimm dir Zeit für dich in einer ruhigen Umgebung. Mach das, worauf du Lust hast und dir deine Energie zurückgibt (Vorschläge dazu findest du in diesem Blogartikel).

Die Frage aller Fragen lautet also: Was gibt mir Energie?

Akku leer als introvertierter Mensch #3 Soziale Batterie aufladen

Soziale Batterie aufladen – aber womit?

Beim Beantworten können dir folgende Informationen helfen:

Innerer Akku leer: Der Unterschied zwischen Introvertierten und Extrovertierten

Einer der größten Unterschiede zwischen Introvertierten und Extrovertierten liegt in der Art, wie sie Energie tanken.

Wenn Introvertierte mit anderen Menschen (vor allem mit größeren Gruppen) zusammen sind, müssen sie einen Teil ihrer eigenen Energie dafür investieren. Ihr innerer Akku leert sich durch die soziale Interaktion. Er muss hinterher – durch z. B. ruhige Aktivitäten oder das Alleinsein – wieder aufgeladen werden. Extrovertierte dagegen können Energie aus dem Austausch mit ihren Mitmenschen und der Welt um sich herum ziehen.

In den Köpfen von Introvertierten geht auch ohne äußere Ereignisse schon eine Menge vor. Wenn dann zu dem ohnehin schon intensiven inneren Erleben noch verstärkt äußere Reize dazukommen (wie z. B. bei Gesprächen mit vielen Menschen), kann es schnell passieren, dass es ihnen zu viel wird. Sie brauchen dann erst einmal eine gewisse Ruhezeit, um all diese Eindrücke zu verarbeiten – sprich: sie müssen sich bewusst eine Auszeit nehmen und ihre soziale Batterie wieder aufladen.

Akku leer als introvertierter Mensch #3 Soziale Batterie

Inneren Akku aufladen, aber bitte mit Qualität

Leeren inneren Akku aufladen: Auszeit ist nicht gleich Auszeit

Nun könnte man davon ausgehen, dass Introvertierte zum Akku aufladen in solchen Fällen einfach nur genügend Zeit brauchen, in der sie alleine sind. Doch nur das reicht noch nicht aus, auch die Qualität dieser Auszeit ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann mir zwei Stunden Zeit für mich allein nehmen und diese zum Beispiel damit verbringen, mich durch Social Media zu scrollen, fernzusehen oder zu arbeiten. Ich werde mich nach diesen zwei Stunden nicht wirklich erholt fühlen, auch wenn ich die ganze Zeit über alleine war.

Wenn ich diese zwei Stunden aber dafür nutze, ein gutes Buch zu lesen, selbst etwas zu schreiben, zu zeichnen, Musik zu hören oder einfach nur meinen Gedanken nachzuhängen – dann kann ich damit effektiv Energie tanken.

Jeder Introvertierte hat andere Quellen zum Energie tanken

In Sachen Energiequellen gibt es natürlich von Introvertiertem zu Introvertiertem große Unterschiede. Das, was mir Energie gibt, kann für dich total langweilig sein. Deshalb ist es so wichtig, deine persönlichen Energiegeber zu finden. Wenn du diese nämlich kennst, kannst du sie im Alltag für dich nutzen und schon vor herausfordernden Situationen genug Energie tanken. Damit kannst du dich in sozialen Situationen (z. B. bei einem Business Meeting mit Kollegen oder bei Treffen mit Freunden) viel konzentrierter und energiegeladener fühlen – und auch dem sozialen Kater (einem leeren inneren Akku) vorbeugen.

Akku leer als introvertierter Mensch #5 Soziale Batterie

Fragen zur Selbstreflexion – Energiegeber herausfinden

Spezifische Fragen, die du dir dazu stellen kannst:

  • Bei welchen Aktivitäten vergesse ich die Zeit?
  • Wobei fühle ich mich frei?
  • In welcher Umgebung oder Atmosphäre fühle ich mich besonders lebendig?
  • In welchen Situationen fühle ich mich besonders motiviert?
  • Welche Beziehungen in meinem Leben stärken mich emotional?
  • Welche Gewohnheiten helfen mir, mein Energielevel aufrecht zu halten?

So wird dein innerer Akku nicht komplett leer: sozialem Kater vorbeugen

Und wie kann man dem leeren Akku vorbeugen? Indem man von vornherein auf die eigenen Bedürfnisse achtet und dazu steht:

Es ist okay, eine Party oder ein Treffen früher zu verlassen. Es ist okay, am Freitagabend alleine zu Hause zu bleiben.

Es ist dein Leben und du darfst es so gestalten, wie es dir guttut.

Ist dein innerer Akku oft leer – respektiere dich selbst mehr

Weißt du, was du gerade wirklich brauchst? Hörst du auf deinen Körper und deine innere Stimme?

Es passiert schnell, Ja zu etwas zu sagen, was eigentlich gerade nicht zu unseren Bedürfnissen passt. Da ist der Kollege, den man nicht vor den Kopf stoßen will oder die Freundin, die schon so oft nach einem Treffen gefragt hat.

Vor allem im beruflichen Kontext ist man leichter geneigt, die unausgesprochenen Erwartungen zu erfüllen, bevor man Minuspunkte sammelt. Denn die könnten sich negativ auf den Job auswirken.

Auch hier geht es schnell: Wir gehen über unser Hunger- oder Müdigkeitsgefühl hinweg, um eine wichtige Aufgabe noch fertig zu bekommen. Wir lassen die Mittagspause ausfallen, bewegen uns über Stunden hinweg kaum oder machen Überstunden – und am Ende leidet unsere (mentale und physische) Gesundheit.

Akku leer als introvertierter Mensch #7 Soziale Batterie

Ist dein innerer Akku oft leer – respektiere dich selbst mehr

Wenn das mal vorkommt, ist es nicht schlimm – doch wenn es Regelmäßig passiert, darfst du wieder lernen, auf deine Bedürfnisse zu achten und dich selbst mehr zu respektieren.

Im beruflichen Kontext oder auf Events ist das nicht immer so leicht umzusetzen. Aber auch hier kannst du zumindest darauf achten, dich zurückzuziehen und eine Pause zu machen, wenn du es brauchst – und wenn du dafür kurz auf die Toilette gehen musst.

Wenn du müde bist, aber wirklich noch weiterarbeiten musst, mach wenigstens eine kurze Pause und schnappe etwas frische Luft. Atme ein paar Mal tief durch und streck dich kurz mal aus. Danach kannst du mit Sicherheit produktiver weiterarbeiten und beugst einem komplett leeren Akku vor.

Du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du eine Pause einlegst?

Mach dir klar: Eine Ruhepause ist genauso wichtig wie das Arbeiten.

Ich schreibe es noch mal: Eine Ruhepause ist genauso wichtig wie das Arbeiten.

Warum?

Unser Gehirn nutzt den Ruhezustand, um das zu verarbeiten, was wir zuvor wahrgenommen und gelernt haben. Erst in solchen Ruhephasen kann das Gehirn all das strukturieren, einordnen und sortieren.

Während wir also entspannen und das Gefühl haben, „nichts zu tun“, ist unser Gehirn mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Und das kann es tatsächlich auch nur dann tun, wenn es keine neuen Informationen aufnehmen muss.

Das ist übrigens auch der Grund, warum uns die besten Ideen oftmals unter der Dusche kommen: Vorher haben wir unser Gehirn mit Informationen gefüttert und unter der Dusche entspannen wir, während das Gehirn diese Informationen sortiert – und plötzlich kommt uns der Einfall, auf den wir schon die ganze Zeit gewartet haben. Unser Gehirn hat die Puzzleteile zusammengesetzt und endlich ergibt alles Sinn, was vorher nicht zusammenpassen wollte.

Akku leer als introvertierter Mensch #7 Soziale Batterie

Während du deinen inneren Akku auflädst, setzt dein Gehirn neue Informationen wie Puzzleteile zusammen

Lass es mich so sagen: Du kannst solche Einfälle nicht erzwingen.

Aber du kannst die besten Voraussetzungen dafür schaffen. Der erste Teil ist Informationsbeschaffung. Der zweite Teil ist die Entspannung.

Beides ist gleich wichtig.

Fazit (damit deine soziale Batterie nicht ganz bald wieder leer ist):

Denk auch mal an dich und deine Bedürfnisse – und das nicht erst, wenn du eines oder gar alle der fünf Anzeichen eines sozialen Katers an dir bemerkst!

Sag mir in den Kommentaren gern: Kennst du das Gefühl, von zu viel Gesellschaft verkatert zu sein? Wie gehst du damit um?